Die Verschwendung von Lebensmitteln ist eines der wenigen Dinge auf dieser Welt, die mich so richtig wütend macht. Wir haben heutzutage nahezu alles im Überfluss. Lebensmittel sind ständig verfügbar. Und dazu kommt eine absolut dämliche Angst, unser Essen könnte uns krank machen. Das Resultat daraus: Wir entsorgen mit reinem Gewissen alles, was uns nicht mehr passt.
Durchschnittlich 80 Kilo an Lebensmitteln sind es, die jeder von uns pro Jahr wegwirft. Und das nicht, weil die Produkte nicht mehr genießbar sind, sondern weil die Banane einen braunen Fleck zu viel hat, der Joghurt das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten hat oder einfach nur, weil wir grad keine Lust mehr darauf haben. Dazu kommen zahlreiche weitere Tonnen die in den Supermärkten und bei der Produktion entsorgt werden müssen, weil sie nicht zu verkaufen sind.
Deutschland – Ein Volk von Angsthasen?
Sind wir doch mal ehrlich: Wir Menschen sind im Bezug auf unsere Nahrung schon irgendwie zu regelrechten Angsthasen geworden. Und das, obwohl wir heutzutage gesünder leben denn je. Wir werden immer älter, sind selbst in hohem Alter noch richtig gut in Form und wir bekommen immer mehr Krankheiten in den Griff. Der Anspruch an unsere Nahrung wird dabei trotzdem immer utopischer. Sie muss immer noch steriler und noch perfekter sein. Dazu natürlich noch glutenfrei, ohne Laktose, fettreduziert, ohne Zucker und am besten noch 1000 Jahre haltbar.
Was nicht passt, wird passend gemacht
Was wir mit dieser regelrechten Angst vor der Nahrung anrichten, ist seit einigen Jahren deutlich erkennbar. Wir schwören auf industriell gefertigte Produkte, anstatt uns einfach an dem zu bedienen, was die Natur uns seit jeher schenkt. Auf unsere Teller wandern Soja-Hack statt Auberginen, Slimfast statt Äpfeln und Veggie-Schnitzel statt dem guten alten Steak. Das erschreckende Resultat: Tonnen von guten, natürlichen Lebensmitteln müssen Tag für Tag weggeworfen werden, weil sie einfach keiner mehr kauft. Warum auch? Die haben ja kein „frei von“-Label, sind nicht Veggie und extra Vitamine sind auch nicht zugesetzt.
Ein Nein zur Lebensmittelverschwendung
Ich persönlich mache diesen Trend hin zu Industrieprodukten ja schon lange nicht mehr mit. Gerade als Food- & Lifestyleblogger ist es mir wichtig, dass die Lebensmittel, die ich in meiner Küche verwende, möglichst natürlich sind. Ich habe den Anspruch, regionale und saisonale Produkte zu verkochen. Ich möchte Lebensmittel nutzen, die nicht um den halben Erdball geflogen sind, nur um auf meinem Teller zu landen. Und wenn ich solche Produkte habe (die man auf Wochenmärkten, Hofläden etc. durchaus auch heutzutage noch bekommt!), dann möchte ich auch nichts davon verschwenden. Gar nichts!
Good old times
Machen wir doch mal eben einen kurzen Ausflug zurück in die gute alte Zeit. Meine Oma ist 1928 geboren und in einem sehr kleinen schwäbischen Dorf aufgewachsen. Supermärkte, in denen man Abends um 22 Uhr noch eine Tiefkühl-Pizza hätte kaufen können, gab es nicht. Statt dessen hatte jedes Haus einen gut gefüllten Vorratskeller. Diese waren voll mit Kartoffeln, Äpfeln, Würsten und Gläsern mit Eingemachtem. Bohnen, Gurken, Apfelmus, Zwetschgen-Kompott, Quittengelee, eingelegte Tomaten – alles was Felder, Sträucher und Bäume das Jahr über hergaben, wurde verwendet und für den Winter konserviert. Und weil das quasi überlebensnotwendig war, wurde von den einzelnen Lebensmitteln natürlich so wenig wie möglich verschwendet. „Alles verwenden was geht“, war die Devise dieser Zeit.
Kochen wie es meine Omi geliebt hätte
Ich selbst habe es mir seit geraumer Zeit zur Aufgabe gemacht, aktiv etwas gegen die Verschwendung von Lebensmitteln zu tun und wieder ein bisschen mehr so zu leben wie meine Omi. Ich kaufe gerne mal die Banane, die einen braunen Fleck zu viel hat. Und der Joghurt, der in zwei Tagen schon abläuft, wandert bei mir trotzdem in den Jutebeutel (siehe hierzu auch meinen Artikel Es heißt „mindestens haltbar bis“ und nicht „sofort tödlich ab“). Darüber hinaus koche ich auch immer häufiger mit Dingen, die bei anderen schnell mal in der Bio-Tonne landen würden.
Aus Gemüse-Abschnitten lassen sich beispielsweise wunderbare Gemüse-Fonds oder gekörnte Brühe herstellen und die Blumenkohlblätter eigenen sich hervorragend für ein schmackhaftes Süppchen. Zum Beispiel wie diese Cremesuppe aus Blumenkohlblättern:
Cremige Suppe aus Blumenkohlblättern
Ingredients
- Blätter von einem ganzen Blumenkohl
- Gemüsebrühe
- Salz
- Pfeffer
- 2 EL Frischkäse
Instructions
- Die Blätter des Blumenkohls abschneiden, unter fliesendem Wasser sorgfältig waschen. dann grob zerkleinern und mit rund 1 L Wasser in einem Topf aufsetzen.
- Die Blumenkohlblätter so lange kochen, bis die am dicksten Stücke weich geworden sind. Danach alles über ein Sieb abschütten und das Kochwasser auffangen.
- Die gar gekochten Blätter gemeinsam mit etwas Kochwasser in einem Mixer fein pürieren. Nach und nach so viel Kochwasser zugeben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist.
- Die Suppe zurück in den Topf gießen, 2 EL Frischkäse unterrühren und mit Salz, Pfeffer und etwas Gemüsebrühe abschmecken.
Zugegeben, der Gedanke, mit den Gemüseteilen zu kochen, die man sonst gerne mal schon im Supermarkt entsorgt, ist Anfangs noch etwas komisch. Auch ich habe mich erstmal im Internet schlau gemacht, ob man die Blätter des Blumenkohls überhaupt essen kann. Sagt einem ja auch keiner und irgendwie bekommt man auch von Klein auf beigebracht, dass man die Blätter abmacht. Wofür stehen sonst die Mülleimer in den Gemüseabteilungen der Supermärkte herum.
Geschmack & Farbe – 1 Plus mit Sternchen
Letztendlich war das einzig „Negative“, was ich über Blumenkohlblätter herausfinden konnte, die Tatsache, dass die Blätter relativ viel Zellulose enthalten. Sie sind dadurch etwas schwerer zu verarbeiten – das war es aber auch schon. Geschmacklich sind die Blätter des Blumenkohls auf jeden Fall echt lecker und es gibt absolut keinen Grund, sie nicht zu benutzen.
Meine Suppe aus Blumenkohlblätter steht den Cremesuppen aus den weißen Teilen des Blumenkohls geschmacklich auf jeden Fall absolut in nichts nach. Und mal ehrlich, die Farbe allein ist es doch schon wert, die Blätter künftig nicht mehr wegzuwerfen ;)
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