Disclaimer: Dieser Beitrag ist bereits Ende 2015 erschienen und wurde im November 2020 komplett überarbeitet und aktualisiert.
Viele Minimalismus-Neulinge (aber durchaus auch alte Hasen) tun sich mit dem Ausmisten und mit dem Reduzieren Ihrer Besitztümer sehr schwer. Auf der einen Seite steht der Wunsch, endlich Ordnung zu schaffen und Überflüssiges los zu werden. Auf der anderen Seite meldet sich das schlechte Gewissen. Ganz besonders dann, wenn der betreffende Gegenstand teuer war oder wenn es sich um ein Geschenk gehandelt hat.
Sowohl hier auf dem Blog, als auch auf meinem Instagram-Kanal @minime.life melden sich immer wieder Leser, die Probleme mit dem schlechten Gewissen beim Ausmisten haben. Und es kommt immer wieder die Frage auf, wie ich das so handhabe. Wie entscheidet man, was aussortiert werden kann und was bleiben sollte? Vor allem bei teuren Dingen und Geschenken. Einfach zu Beantworten ist diese Frage leider nicht, denn es gibt natürlich kein Patentrezept. Dafür gibt es aber ein paar Gedankengänge, die mir selbst bei verschiedenen Entscheidungsprozessen sehr helfen. Vielleicht helfen Sie ja auch dir:
1. Der Wert eines Gegenstandes spielt keine Rolle
Oft zögert man beim Ausmisten, weil ein Gegenstand, den man eigentlich nicht mehr benötigt, bei der Anschaffung ziemlich teuer gewesen war. Um hier die richtige Entscheidung über „bleiben“ oder „gehen“ zu fällen, solltest du dir eine Tatsache immer im Hinterkopf behalten: In dem Moment, in dem du etwas gekauft hat, ist das Geld ausgegeben. Du bekommt es nicht zurück. Vor allem natürlich dann nicht, wenn du den betreffenden Gegenstand behälst. Warum solltest du solche Dinga also weiter aufbewahren?
Natürlich verlangt niemand, dass du ehemals teure Gegenstände einfach wegwirfst. Der Versuch, die betreffenden Gegenstände zu verkaufen und somit einen Teil der eigenen Ausgabe wieder hereinzuholen, lohnt immer. Du solltest dich dabei aber niemals darauf verlassen, auch nur ansatzweise den Preis zu bekommen, den du einmal dafür bezahlt hast. Und ein möglicher Erlös sollte in deiner Überlegung zum „behalten“ oder „aussortieren“ niemals eine Rolle spielen.
Ich persönlich verschenke mittlerweile viele Dinge lieber, als Ewigkeiten nach einem Käufer zu suchen. Selbst wenn die Gegenstände einmal teuer waren.
2. Ein Geschenk verpflichtet nicht zum behalten
Gerade bei Geschenken ist das schlechte Gewissen oft ganz besonders groß. Man will ja schließlich nicht undankbar sein. Tatsächlich macht es aber überhaupt keinen Sinn, Dinge zu behalten, die man nicht benötigt und/oder überhaupt nicht schön findet. Bei Geschenken darfst du also ruhig rigoros sein. Wenn dir ein Geschenk nicht gefällt oder für dich selbst keinen Sinn darin siehst, sortier es aus. Ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Und überleg dir dabei auch gleich mal, wie du das Geschenk-Thema in Zukunft vielleicht gleich ganz anders angehen kannst.
Für mich persönlich habe ich das Problem gelöst, indem ich das Thema „Schenken“ in meiner Familie ein kleines wenig verändert habe. Wir verschenken mittlerweile vorrangig Zeit- oder Geldschenke (interessant hierzu auch meine Artikel Minimalistisch Schenken und DIY – Geldgeschenk für Weltenbummler und Reisefreunde). Ausserdem sprechen wir uns vorher ab, was wer wirklich benötigt. Oder wir schenken uns einfach gar nichts. Wenn es dann aber doch einmal passiert, dass ich ein Geschenk bekomme, welches ich so überhaupt nicht brauche, dann verschenke ich es meist einfach weiter. Es findet sich immer jemand, der etwas damit anfangen kann und der sich darüber freut. So war das Geschenk wenigstens nicht ganz unnütz.
3. Erinnerungen sind nur im Kopf wichtig!
Ein weiteres heikles Thema beim Ausmisten sind Erinnerungsstücke. Sicherlich hast du davon auch Unmengen Zuhause: Mitbringsel aus dem Urlaub, Tour-Shirts oder Trinkbecher von Konzerten, Kinokarten von ersten Dates, Fotos, Postkarten… Alles klassische Beispiele für „Emotions-Gegenstände“. Ich selbst war lange Zeit auch der Meinung, dass man sich von Gegenständen, die mit Erinnerungen verknüpft sind, nicht trennen muss. Beziehungsweise nicht unbedingt trennen sollte. Mittlerweile sehe ich das anders. Denn wenn man genau darüber nachdenkt, dann hat man die Erinnerung so oder so. Ob der zugehörige Gegenstand noch da ist oder nicht. Im Umkehrschluss bedeutet das natürlich, dass die Erinnerung auch dann erhalten bleibt, wenn der zugehörige Gegenstand nicht mehr da ist. Und mal ehrlich, die schönsten Erinnerungen sind doch sowieso die, die nur in unserem Kopf existieren.
Wenn du sehr große Probleme damit hast, Erinnerungsstücke loszulassen, dann hilft dir vielleicht ein kleiner Trick. Oft hat man einfach nur Angst davor, gewisse Erinnerungen zu vergessen, wenn die damit verbundenen Gegenstände weg sind. Um das zu vermeiden und um den eigenen Kopf zu beruhigen hilft es, Fotos von den jeweiligen Gegenständen zu machen. So kann man die mit Erinnerungen verknüpften Gegenstände auf dem Smartphone immer bei sich haben, obwohl sie in physischer Form nicht mehr da sind. Und wer weiss, vielleicht stellst du beim nächsten Ausmisten deines Smartphones ja auch fest, dass du die Bilder gar nicht mehr brauchst.
4. Was glücklich macht bleibt, alles andere geht
Meine liebste Entscheidungshilfe in Sachen „Ausmisten“ kommt von Marie Kondo. Beziehungsweise aus ihrem Buch Magic Cleaning: Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert* (Amazon Affiliate Link / Absolute Kaufempfehlung für alle Minimalismus-Anfänger!). Getreu dem Motto „Does it spark joy?“ (Macht es dich glücklich?) gibt Marie in ihrem Buch den unverzichtbaren Rat, dass man ausschließlich nur die Dinge behalten sollte, die einen wirklich glücklich machen. Und ich finde, das bringt es absolut auf den Punkt. Wenn du dich beim Ausmisten regelmäßig fragst, ob dich der betreffende Gegenstand glücklich macht oder nicht, dann wirst du in den meisten Fällen sehr schnell die passende Antwort auf „behalten“ oder „aussortieren“ geben können.
Klar, nicht alle Gegenstände machen glücklich. Manche sind einfach nur paktisch. Oder nahezu unverzichtbar. In diesem Fallen kannst du dich aber trotzdem immer fragen, ob du mit dem Gegenstand an sich glücklich bist. Kannst du dir nicht vorstellen? Vielleicht klappts mit einer kleinen Geschichte von mir selbst:
Meine unverzichtbare Knoblauchpresse
Ich hatte in meiner Küche ewig lange eine Knoblauchpresse von Ikea. Ich habe sie oft benutzt. Zeitweise fast täglich. Für mich war sie superpraktisch und obwohl sie mich nicht „glücklich“ gemacht hat, war sie für mich so unverzichtbar, dass ich sie niemals freiwillig ausgemistet hätte. Und dann ist sie plötzlich kaputt gegangen. Mein erster Impuls war natürlich „oh Gott ich muss mir schnellstmöglich Ersatz besorgen“. Weil ich am selben Abend aber Knoblauch zum Kochen gebraucht habe, habe ich die Knoblauchzehen auf meiner Vierkantreibe gerieben. Und das war für mich ein absoluter Game Changer in Sachen Knoblauchpresse.
Mit der Reibe ging es nicht nur genauso schnell den Knoblauch zu reiben, sie hat sich hinerher auch viel einfacher reinigen lassen als die Knoblauchpresse. In dem Moment war bei mir diese Unverzichtbarkeitsdenken gegenüber der Knoblauchpresse komplett verflogen. Und – dreimal darfst du raten – ich habe mir bis heute keine neue gekauft sondern nutze noch immer die alte Vierkantreibe.
Und die Moral von der Geschicht?
Wenn mich das Prinzip des Minimalismus eines gelehrt hat, dann ist es die Tatsache, dass wir die meisten materiellen Gegenstände gar nicht wirklich unbedingt brauchen. So ziemlich alles was wir besitzen ist nichts als purer Luxus. Wenn wir also bestimmte Dinge aus unserem Leben entfernen wollen, dann ist es immer unser gutes Recht, das zu tun. Und dabei ist es völlig unerheblich, was die Gesellschaft, die Eltern oder der Freundeskreis davon hält. Wichtig ist einzig und alleine, was man selbst möchte und was einem selbst gut tut.
Die Frage sollte also eigentlich auch gar nicht „behalten oder wegwerfen“ lauten, sondern „Macht es mich glücklich“ und „Brauche ist es zwingend?“ Und wenn die Antwort auf diese beiden Fragen „Nein“ lautet, dann weisst du jetzt, was deine Konsequent davon ist: Weg damit! Ohne schlechtes Gewissen!
Was fällt dir denn beim Ausmisten besonders schwer? Wo hast du deinen Probleme? Gibt es etwas, das du eigentlich gerne loslassen möchtest, aber es noch nicht schaffst? Was hält dich aktuell davon ab? Schreibs mir in die Kommentare – ich freu mich auf deine Antworten.
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