Ich muss dir heute etwas gestehen: Ich bin ein durch und durch stinknormaler Mensch. Und weisst du was? Ich finde das ziemlich super! Ich bin normal groß, hab eine normale Kleidergröße, bin weder Vegetarier, noch Veganer, hab keine Intoleranzen und keine Allergien und arbeite in einem ganz normalen nine-to-five-Job im Büro. Außerdem führe ich eine normale Ehe und in meiner Freizeit mache ich normale Dinge (abgesehen vom Bloggen vielleicht – was aber heutzutage ja auch irgendwie normal ist)
Was heißt schon „normal sein“?
Warum muss ich dieses „normal sein“ jetzt aber extra in einem Blogpost betonen? Nun, irgendwie scheint dieses „normal sein“ heutzutage gar nicht mehr so normal zu sein. Mich beschleicht immer öfter der Eindruck, dass man sich heutzutage zwingend immer mehr individualisieren muss. Und irgendwie aber auch wieder nicht. Ganz schön verwirrend!
Da werden die größten Fleisch-Fans auf einmal zu Vegetariern oder gar zu Veganern. Normalgewichtige Mädels hungern sich die Kilos runter, weil die Modeindustrie eine schöne Grösse 40 als Plus-Size bezeichnet und völlig gesunde Menschen plündern auf einmal die „Frei-Von“-Produkte im Kühlregal und verzichten von jetzt auf gleich auf Laktose, Fructose, Gluten. Und auf ihr Gehirn verzichten die meisten gleich noch mit.
Natürlich habe ich nichts gegen Vegetarier und Veganer. Und auch nichts gegen Leute, die auf ihre Ernährung achten. Und wenn jemand aus nachgewiesenen gesundheitlichen Gründen auf Laktose, Fructose, Gluten etc. verzichten muss, den kann ich das natürlich auch sehr gut nachvollziehen. Was ich dagegen so gar nicht verstehen kann: Wieso legt man sich selbst eine Beschränkung – welcher Art auch immer – auf, nur weil es andere Menschen auch tun?
Ernährung vs. Lifestyle
Schauen wir uns doch nur mal an, wie das bei der Ernährung aussieht: In den letzten Jahrzehnten hat sich die Bedeutung der Ernährung mehr und mehr verschoben. Weg von etwas Lebenswichtigem, hin zu einem Lifestyle-Produkt. Wir essen nicht mehr um zu leben, sondern um uns dadurch auszudrücken. Was auf unseren Teller landet muss zunehmend spektakulär sein und am besten noch anders als beim Nachbarn. Sonst ist die Aufmerksamkeit der breiten Masse futsch.
Was interessiert den Instagram-Follower schon so ein dusseliges Stück Brot mit nem schönen laktosehaltigen Käse drauf?
Lustigerweise ist der Mensch trotz diesem immensen Wunsch nach Individualität ein absolutes Herdentier. Was alle tun kann nicht schlecht sein. Und da passiert es dann auch schonmal, dass Lieschen Müller plötzlich nur noch laktosefreie Milch und glutenfreies Brot kauft. Kommt ja schließlich ständig in der Werbung, soll total gesund sein und Oma Hilde von nebenan kauft es auch schon. Die muss es ja wissen.
Das Resultat: Millionen völlig gesunder Menschen kaufen lieber hoch verarbeitete Industrieprodukte als natürliche und ursprüngliche Lebensmittel. Hauptsache, man hat sich mal wieder der breiten Masse angepasst!
Trend-Vegetarier und solche, die es werden wollen
Ein weiterer Trend neben den ganzen laktose-fructose-gluten-freien Produkten ist der, kein Fleisch mehr zu essen. Vegetarier oder sogar Veganer zu sein, ist mittlerweile mega hip und es bildet sich eine wahre Industrie drum herum! Wer weiterhin ein gutes Stück Steak genießt, ist da schnell mal out.
Meine Schwester isst neuerdings auch kein Fleisch mehr. Sie hat die Doku „Earthlings“ gesehen und danach beschlossen, dass sie für das Leid so vieler Tiere nicht mehr mit verantwortlich sein will. Diese Entscheidung respektiere ich und ich bewundere es sehr, wie meine Schwester ihr neues Vegetarier-Dasein durchzieht – sogar neulich beim Grillfest. Für mich persönlich wäre das aber nichts. Ich mag Fleisch einfach viel zu sehr. Auch heutzutage noch, wo man sich angesichts der doch teils militanten Veganer-Lobby hier schon fast nicht mehr traut, das zu sagen.
Wenn man mich fragen würde, ob ich stolz darauf bin, dass für mich Tiere getötet werden müssen, wäre meine Antwort eindeutig: Natürlich nicht! Mich beschämt es sogar, auf welche Art und Weise dies zum Großteil getan wird, nur um den unersättlichen Hunger der Menschen auf Fleisch zu stillen. Auf der anderen Seite bin ich aber der Meinung, dass keinem Tier auf dieser Welt geholfen ist, wenn ich aufhöre Fleisch zu essen.
An dieser Stelle bitte den empörten Aufschrei der Veganer-Lobby vorstellen
Jetzt kommt die militante Veganer-Lobby wieder und meint gleich „Jaaaa – Wenn jeder so denken würde, dann ändert sich ja nie was!!!“ Richtig meine Lieben! Nur vielleicht etwas anders, als ihr das jetzt vielleicht meint. Wenn wir jetzt nämlich alle aufhören Fleisch zu essen, ändert sich in der Tat wirklich nix. Essen wir plötzlich alle kein Fleisch mehr (weil Trend und so..), wird sich das Problem nur verschieben. Die Industrie wird sich andere Zweige suchen. Das tut sie im Grunde ja jetzt schon. Man braucht sich nur mal im Kühlregal umsehen und man wird schnell erkennen, was der Vegan-Trend zur Zeit anrichtet:
Fleischlose „Alternativen“ gibt es mittlerweile so weit das Auge reicht. Vegetarische Schinkenwurst, Soja-Schnitzel, vegane Frikadellen… Mal ehrlich, mir kann keiner weiß machen, dass diese zusammengepanschten Fleisch-Alternativen wirklich gesund sind. Trotzdem werden diese Lebensmittel gekauft, als gäbe es kein Morgen mehr! Und warum? Richtig: Weil es alle tun!
Der Irrsinn der Mode-Industrie
Wie sieht es jetzt beim Thema Mode / Figur aus? Auch hier geht der Trend eindeutig in eine falsche – ja schon gefährliche Richtung. Schon länger stößt mir beispielsweise der Begriff „Plus-Size“ ziemlich sauer auf. Laut Definition der Mode-Industrie bin auch ich eine Plus-Size-Tussi. Ich bin nicht gertenschlank und das werde ich vermutlich auch nie sein. Ich bin aber auch nicht fett. Ich habe eine völlig normale Größe 40-42 und empfinde mich selbst so gar nicht als Plus-Size. Die Modeindustrie lebt uns aber vor, dass nur schlank toll ist. Schlank ist sexy, schlank ist schön, schlank macht erfolgreich.
Für Leute mit einem gefestigten Charakter mag das egal sein. Ich zum Beispiel mag mich so wie ich bin – egal ob ich jetzt 3 Kilo mehr oder weniger auf den Rippen hab. Den jungen Mädels ist das aber nicht egal. Die haben ihr Leben noch vor sich. Die möchten beachtet werden, erkämpfen sich ihren Platz in der Welt. Und dabei hungern sie sich in ihrem Erfolgsdruck so herunter, bis der Bauch so flach ist, dass die Hüftknochen hervorstehen. Oberschenkel, die sich auch der Innenseite berühren? Gott bewahre – das geht gar nicht!
Fette Schenkel geben keine Likes auf Instagram!
Was „normal sein“ mit Minimalismus zu tun hat
Für mich persönlich ist es ein sehr minimalistisches Ziel, normal zu sein. Bzw. in meinem Fall, normal zu bleiben. Meinst du nicht auch, dass es nichts Schöneres gibt, als sich dem Leistungsdruck, den uns die Gesellschaft auferlegt, einfach nicht mehr beugen zu müssen?
- Wir müssen nicht mit halblebiger Überzeugung vegan leben, nur weil es unser Nachbar tut
- Wir müssen nicht 10 Kilo abspecken, nur um in die angesagte Size Zero Jeans zu passen
- Wir müssen keine laktosefreie Milch kaufen, nur weil manche Idioten behaupten, die wäre gesünder
- Wir müssen keine Weltreise machen, wenn wir statt dessen viel lieber einfach nur im Allgäu wandern gehen
- Wir müssen nicht den mega-angesagten Medienjob ergattern, wenn wir im Grunde viel lieber einfach nur Kellnern wollen
- Wir müssen nicht in der hippen Großstadt wohnen, wenn uns das einfache Dorfleben eigentlich viel besser gefällt
Das Einzige was wir wirklich tun müssen ist, auf uns selbst zu hören. Und danach zu handeln, was uns selbst gut tut und Freude bereitet.
… Und die Moral von der Geschichte?
Ein ganz normales und langweiliges Leben zu führen, ist nichts Schlechtes und erst recht nichts, für das man sich schämen müsste. Ganz im Gegenteil: Normal zu sein ist super. Pfeif doch darauf, was die Medien, deine Nachbarn, die Eltern oder deine Freunde sagen. Es ist DEIN Leben und du ganz alleine entscheidest, wie es auszusehen hat und wie du es leben möchtest! Normal zu sein, ist völlig okay!
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