Du kennst das: Draußen ist es grau, die Sonne verabschiedet sich schon am Nachmittag und plötzlich fühlt sich alles irgendwie schwer an. Der Haushalt läuft nur noch auf Sparflamme, die To-do-Liste wird länger statt kürzer, die Motivation schrumpft, gleichzeitig ruft der Gedanke: „Bald ist Weihnachten!“ schon leicht panisch aus dem Hintergrund und du merkst: Herbst und Winter bringen nicht nur Kerzenschein und Kuscheldecken mit sich, sondern auch eine Extraportion Mental Load.
Was Mental Load eigentlich bedeutet
„Mental Load“ beschreibt all die unsichtbare Arbeit im Kopf, die uns Tag für Tag begleitet: das ständige Denken, Planen, Erinnern, Organisieren. Hier die Einkaufsliste, da der Wäscheberg vor der Waschmaschine, Termine, Geschenke, Arbeit, Familie – und bitte nicht vergessen, den Müll rauszubringen, bevor der Hund gebadet wird (oder war’s andersrum?).
Es geht nicht um das Tun an sich, sondern um das ständige Denken an alles, was getan werden muss. Was geplant werden muss. Gekauft werden muss. Delegiert werden muss. Wen man an was erinnern muss. Und genau das kostet Energie – auch dann, wenn wir gerade gar nichts aktiv machen.

Warum es im Winter besonders schlimm wird
Im Sommer wirkt alles ein bisschen leichter. Da ist mehr Licht, mehr Energie, mehr Draußensein. Im Herbst und Winter aber zieht sich das Leben nach innen – in die Wohnung, in den Kopf und manchmal auch ein bisschen ins Grübeln.
Dazu kommt natürlich auch noch folgendes:
- Die Tage sind kürzer, unser Körper produziert weniger Serotonin.
- Weihnachten steht (gefühlt) schon im September vor der Tür.
- Jahresabschluss, Stress im Job und Erwartungen innerhalb der Familie tun ihr Übriges.
- Und wenn wir ehrlich sind: wir nehmen uns gerade jetzt besonders viel vor. Adventskalender basteln, Plätzchen backen, Wohnung dekorieren, Jahresrückblick schreiben – und bitte alles mit Achtsamkeit und ganz viel Selbstfürsorge.
Kein Wunder also, dass wir oft im November schon k.o. sind, bevor der Dezember und damit die Vorweihnachtszeit überhaupt richtig losgeht.
Die unsichtbare To-Do-Liste im Kopf
Was Mental Load so tückisch macht, ist die Tatsache, dass niemand ihn sieht. Von außen wirkt alles normal – du funktionierst, organisierst, denkst mit, vereinbarst Termine, erinnerst an Geburtstage, kaufst Geschenke, backst Kuchen, planst die Deko, erinnerst Familie und Kollegen an anstehende Deadlines und kümmerst dich so ganz nebenbei noch darum, dass das System „Alltag“ irgendwie läuft.
Innerlich läuft dein Gehirn dagegen wie ein Browser mit 27 offenen Tabs. Du springst von einem zum anderen, jonglierst die To-Do´s, fängst hier was an, machst dort ein bisschen weiter und verlierst langsam aber sicher nicht nur den Überblick, sondern auch Motivation und vor allem den Spaß an der Sache. Bis es knallt! Oder du zusammenbrichst. Oder beides in Kombination.
Damit es gar nicht erst zum Zusammenbruch kommt, gibt es einige Dinge, die du tun kannst, um deinen Mental Load zu reduzieren

7 Wege, wie du deinen Mental Load im Winter wirklich reduzieren kannst
1. Erkenne an, dass du zu viel trägst.
Der erste Schritt ist mit der Schwerste: Gestehe dir ehrlich ein, dass du überlastet bist. Ich weiss, wir Frauen können das nicht gut. Das liegt aber nicht an uns, sondern daran, dass wir so erzogen worden sind. Was mir dabei hilft: Ich mache mir bewusst, dass wir nicht mehr in Zeiten leben, in denen wir vorwiegend Hausfrauen waren und auf Haushalt, Küche und Kinder reduziert wurden. Es ist keine Schwäche zuzugeben, dass uns die Kombination aus Arbeit, Haushalt und dem zusätzlichen unsichtbaren Mental Load zu viel wird. Das ist Selbstfürsorge. Wer ständig alles im Blick haben muss, darf auch mal sagen: „Ich kann nicht mehr.“
2. Mach sichtbar, was unsichtbar ist.
Schreib deine mentalen To-dos auf – wirklich alle. Allein das Aufschreiben entlastet das Gehirn. Und manchmal siehst du auch erst dann, wie viel du eigentlich jonglierst. Und zeig die Liste ruhig auch deinem Partner. Glaub mir, manchmal ist es ein sehr heilsames Aha-Erlebnis, wenn dem Partner bewusst wird, dass er keine Ahnung hat, wo der Klarspüler in die Maschine kommt, wann die Gefriertruhe das letzte Mal abgetaut wurde, wie das Medikament heisst, das der Hund regelmässig bekommt und wie oft die Pflanzen gegossen werden müssen.
3. Delegiere – und zwar konsequent.
Teile Aufgaben. Wenn du in einer Beziehung lebst mach dir immer wieder bewusst: Verantwortung ist keine Gefälligkeit, sie gehört geteilt. Ab sofort hat ein „Sag mir, wie ich helfen kann“ nichts mehr in eurer Kommunikation verloren. Es gibt kein „helfen“. Ihr wohnt beide dort, es ist eurer gemeinsamer Haushalt. Jeder bekommt seine Aufgaben und kümmert sich darum. So reduziert sich die mentale Last gerecht.
Falls du jetzt Single bist, kannst du das natürlich nicht machen. In dem Fall prüfe bitte, ob du Dinge auslagern kannst (oder reduzieren kannst – z.B. durch weniger Perfektionismus).
4. Erlaub dir, Dinge nicht zu machen.
Das ist auch wieder richtig schwer – besonders, wenn in dir ein kleines Perfektionsmonster sitzt – aber erlaube dir wirklich mal ganz bewusst, Dinge nicht zu machen. Deine Fenster müssen nicht glitzern, damit die Weihnachtszeit schön wird. Und niemand erinnert sich in zehn Jahren daran, ob du fünf Sorten Plätzchen hattest oder nur drei oder ob du die Plätzchen vielleicht einfach gekauft hast.
5. Mach es dir einfach – nicht perfekt.
Bei all den Dingen die du machen musst (oder willst) sollte deine Devise lauten: Mach es so einfach wie möglich. Such dir einfache Rezepte raus, mach weniger Deko, plane weniger Termine. Minimalismus hilft hier enorm: weniger Kram, weniger Chaos, weniger Kopfkino, weniger Mental Load.
6. Achte auf deinen Energiehaushalt.
Licht, Bewegung und frische Luft sind gerade jetzt deine allerbesten Freunde. Schon ein kurzer Spaziergang kann dein Stresslevel spürbar senken – besonders, wenn du dich dabei auf Geräusche, Farben oder Gerüche konzentrierst. Zwar braucht es dazu manchmal ganz schön viel Überwindung, aber meinst hilft hier ein kurzes „ich mach das jetzt einfach“. Hinterher ist man fast immer froh, es getan zu haben und fühlt sich leichter, ausgeruhter und der Kopf ist direkt wieder klarer.
Ich liebe es zur Zeit zum Beispiel sehr, wirklich ausgedehnte Spaziergänge mit meinem Hund zu unternehmen, durchs knusprige Herbstlaub zu stapfen und dabei Hörbuch zu hören. Mein liebstes ist aktuell 22 Bahnen von Caroline Wahl* [Amazon Affiliate Link]
7. Mach Pausen, bevor du sie brauchst.
Sehr wichtig: Plane dir Pausen regelmässig ein und nehme sie dir, BEVOR du sie wirklich braucht. Nicht erst, wenn du völlig durchhängst. Blocke dir im Alltag immer wieder kleine Zeitinseln für eine Tasse heissen Tee, ein kurzes Mittagsschläfchen oder einfach nur fünf Minuten sitzen und aus dem Fenster starren. Pausen sind keine Belohnung – sie sind eine Wartung für dein System und absolut notwendig.
Falls du generell Probleme damit hast, Pausen zu machen, versuche doch mal, dich auf lustige Art dazu zu zwingen. Zum Beispiel mit einem Pausenwürfel* [Amazon Affiliate Link]
Kleine Winterhilfe für den Kopf
Wenn du dich also in den nächsten Wochen dabei ertappst, dass du wieder fünf Dinge gleichzeitig denkst, atme einmal ganz tief durch. Niemand verlangt, dass du alles perfekt machst. Niemand erwartet, dass du die Welt im Griff hast. Erlaube dir, manches einfach loszulassen. Der Mental Load verschwindet nicht, wenn du dich nur mehr anstrengst – er verschwindet, wenn du dich weniger verantwortlich fühlst für alles und alle.

Denk immer daran:
Wenn du müde bist, darfst du Pause machen. Wenn dir alles zu viel ist, darfst du loslassen. Du darfst delegieren, dir Hilfe holen und du musst nicht alles alleine stemmen! Das Leben läuft nicht davon, wenn du mal stehenbleibst – aber du kannst es leichter genießen, wenn du’s dir erlaubst!
Wenn du heute nur eine Sache aus diesem Artikel mitnimmst, dann diese:
Dein Wert hängt nicht von deiner To-do-Liste ab.
Wenn du noch mehr Infos zum Thema Mental Load suchst, kann ich dir sehr die Bücher „Raus aus der Mental Load Falle*“ und „Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles*“ empfehlen. Zu Zweiterem gibt es inzwischen auch ein tolles Workbook*, mit dem du herausfinden kannst, wo deine persönlichen Trigger liegen, welche Erwartungsfallen sich dahinter verbergen und welche Lösungen für dich in Frage kommen [*Amazon Affiliate Links]. Vielleicht wünschst du dir ja eines davon von einfach mal von deiner Familie zu Weihnachten ;) Und wenn du tiefer in die Materie Minimalismus einsteigen willst, dann schau dich gerne hier weiter um: Mein Minimalismus-Konzept – Die 5 Bausteine Minime.life


