Den Jakobsweg kennt man. Zumindest vom Hörensagen. Oder aus dem Fernsehen. Selbst gelaufen werden ihn vermutlich aber die wenigsten sein. Nicht einmal teilweise. Auch für mich war das Pilgern auf dem Jakobsweg bis vor kurzem nichts, was von übermässig großem Interesse war. Ich bewunderte zwar die Menschen, die eine solche Pilgerreise durchgezogen haben, aber selbst so etwas zu machen, ist mir nie in den Sinn gekommen. Bis zu diesem einen Tag im Sommer 2015.
Es war im Fitness-Studio und meine Schwester und ich schwitzen uns gerade auf dem Ergometern ab. Plötzlich aus dem nichts heraus meinte sie zu mir: „Duhuuuu… Ich will unbedingt den Jakobsweg laufen. Kommst mit?“ Meine erste Reaktion war in etwa: „Whaaaat???! Bist du jetzt völlig verrückt?„
Pilgern ist doch nur was für hardcore Christen und Eso-Spinner auf dem Selbstfindungstrip. Laufen den Jakobsweg nicht nur Leute, die den ganzen Tag in Sandalen und Jute-Hosen herum rennen und Bibelverse zitieren? Ne also das wäre sicherlich nicht meins. Auf der anderen Seite ist Hape Kerkeling den Jakobsweg ja auch gelaufen. Und der sieht gar nicht so sehr nach militantem Hardcore-Christ aus…
Pilgern auf dem Jakobsweg ist quasi der Inbegriff des Minimalismus
Um so mehr ich mir über das Thema „Pilgern“ und „Jakobsweg“ Gedanken gemacht hab, umso weniger abwegig ist mir die Idee schließlich vorgekommen. Schließlich reist man auf dem Jakobsweg auf die natürlichste Art und Weise, die es gibt: Zu Fuß. An Gepäck muss man sich auf das Nötigste beschränken und die Unterkünfte sind einfach und ohne jeglichen Luxus. Eigentlich perfekt für alle, die den Minimalismus leben und dem Überfluss entkommen wollen. So wie ich.
Ich mein, ich habe schon so viel Tolles und Verrücktes auf dieser Welt erlebt: Ich bin mit dem Airboot durch die Everglades geheizt, durch das Bermuda-Dreieck geschippert und durch den australischen Dschungel gewandert. War im Great Barriere Reef schnorcheln, habe St. Patricks Day in Dublin gefeiert, stand an Elvis Grab und habe die Original-Aufnahme von Johnny Cashs Walk the Line im Original-Tonstudio in Memphis gehört. Den Jakobsweg zu laufen, würde da irgendwie schon noch reinpassen!
September 2016 gilt´s!
Gut, mit Wandern habe ich zwar bisher nicht so wirklich viel am Hut aber hey, der Mensch braucht Herausforderungen! Und daher werde ich es einfach tun. Ich werde mich in das Abenteuer Jakobsweg stürzen und 400 km immer der Muschel nach wandern. 3 Wochen lang. Bis nach Santiago de Compostela. Zusammen mit meinen Lieblingsmenschen.
Und wenn wir dort sind, werden wir weiter gehen. Bis zum Ende der Welt…
Update
Meine Reise auf dem Jakobsweg ist zwischenzeitlich natürlich schon längst vorbei. Tatsächlich bin ich im September 2016 von Léon bis nach Santiago de Compostela gepilgert. Und weils so schön war, habe ich Ostern 2018 direkt meine zweite Pilgerreise dran gehängt. Dieses Mal auf dem portugiesischen Jakobsweg von Porto bis nach Sanitago. Die Berichte zu diesen Pilgerreisen kannst du hier nachlesen: Minimalistisch Reisen auf dem Jakobsweg: Meine Reiseberichte.
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