Naturschalen aus Laubblättern und Deckel aus Recycling-Kunststoff. Das Ganze ohne Zusätze, ohne Farben, ohne Kleber, in 28 Tagen biologisch abbaubar und ohne dass ein Baum dafür gefällt wird. Wie hört sich das für euch an? Erstmal gar nicht so schlecht, oder?
Vermarktungs-Rundumschlag mit Bio-Plastik
Die Firma Leaf Republik hat genau solch ein Produkt entwickelt und holt aktuell zum großen Vermarktungs-Rundumschlag aus. Clevere Strategie – Öko liegt schließlich mehr denn je im Trend. Auch ich wurde per E-Mail dazu aufgefordert, das entsprechende Kickstarter-Projekt zu unterstützen und darüber zu berichten. Leider finde ich das Projekt (und auch ganz allgemein die Produkte von Leaf Republik) gar nicht so wirklich unterstützenswert. Und heute möchte ich mal erklären, warum.
Guter Ansatz – Falscher Weg
Zugegeben, der Ansatz, den Leaf Republic verfolgt, ist spannend und ich freue mich sehr darüber, dass sich mal wieder jemand Gedanken macht, wie man das Problem der Verpackungsmassen in den Griff bekommen könnte. Was Leaf Republik dabei aber leider vergisst: Müll bleibt nunmal Müll.
Porzellan vs. Wegwerf-Blätter-Geschirr
So toll es auch ist, dass man mittlerweile Teller und Schalen aus Blättern herstellen kann, so frage ich mich doch, wozu man so etwas überhaupt braucht. Haben wir nicht alle Teller zu Hause? Teller aus Porzellan, die wir spülen können? Teller, die uns, sofern wir sie nicht aus versehen kaputt machen, ein Leben lang halten? Wieso sollten wir ein Produkt, welches nahezu unendlich oft benutzbar ist, gegen etwas eintauschen wollen, was wir nach einmaligem Benutzen wegwerfen? Das kann doch nicht die Lösung des weltweiten Müllproblem sein.
Keine gute Ökobilanz für Bio-Kunststoffe
„Aber Verpackungen aus Bio-Plastik sind doch viel besser als normale Plastikverpackungen“ mag da jetzt so Mancher einwerfen – und auf den ersten Blick klingt das auch erstmal logisch. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Was viele nämlich gar nicht wissen: Bio-Kunststoffe haben eine weitaus weniger gute Öko-Bilanz, als man erwartet. Sie werden von Kompostieranlagen oftmals gar nicht angenommen und da die nötigen Sortieranlagen fehlen, erfolgt für diese Arten von Kunstoffe meist auch gar nicht das angepriesene Recycling.
Aber bei Leaf Republick sind es doch nur Blätter!
Blätter hin oder her – irgendwoher müssen diese Blätter kommen. Sie müssen gesammelt und in eine Fabrik transportiert werden, dort müssen die Teller und Schalen produziert und dann gibt es ja noch die Vertriebswege. Das alles verbraucht Benzin, Wasser, Strom und vieles mehr. Wirklich ökologisch ist das auch nicht mehr.
Vermeiden statt recyceln
Die Lösung für die ganze Problematik ist im Grunde eigentlich ganz einfach: Wir brauche nicht noch mehr „alternative“ Verpackungsmöglichkeiten, sondern sollten statt dessen darauf setzen, Plastikverpackungen und Einwegprodukte komplett zu vermeiden. Denn wo von Anfang an keine Packung gekauft wird, muss diese auch nicht erst produziert werden und es ist hinterher auch kein Recycling erforderlich. Das spart nicht nur Müll, sondern am Ende auch Kosten und wertvolle Ressourcen.
Aber das Ganze ist so anstrengend
Sicher, dass ein verändertes Einkaufsverhalten nicht locker flockig von der Hand geht, das ist klar. Aber hey, das Leben ist kein Ponyhof und wenn man nachhaltig etwas ändern will, dann muss man bei sich selber anzufangen. Für das gute Gewissen mag es vielleicht hilfreich sein, Einweggeschirr aus Blätter und Bioplastik-Verpackungen zu kaufen – für die Umwelt ist es das aber definitiv nur sehr bedingt ein Segen.
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Bildquelle: www.leaf-republic.com
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