Im Foodbereich sind wir Deutschen für eines ganz besonders bekannt: Unsere Brotkultur. Ob Weizen-, Roggen-, Dinkel-, Misch- oder Vollkornbrote, laut dem Deutschen Brotinstitut gibt es mittlerweile ca. 3200 eingetragene Brotsorten! Und weil wir damit absoluter Spitzenreiter sind, wurde die Deutsche Brotkultur von der UNESCO-Kommission sogar ins bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Was sich zunächst noch ganz prima anhört, ist es aber leider schon seit längerem nicht mehr. Traditionelle Handwerksbäcker müssen ihre Betriebe zunehmend schließen, während große Ketten, Selbstbedienungsbäckereien und Discounter-Backshops wie Pilze aus dem Boden schiessen. Mit dem ursprünglichen Backhandwerk hat das freilich nicht mehr viel zu tun. Trotzdem scheint dies einen großen Teil der Deutschen nicht enorm zu stören. Hauptsache das Brot kommt auf den Tisch. Gerne in Massen und am liebsten zu einem günstigen Preis.
Masse statt Klasse
„Wir backen mehrmals täglich frisch für Sie“ – So oder so ähnlich prangen die Slogans über den Regalen der Backshops in vielen Supermärkten, Backshops und Discountern. Immer ergänzt mit Hochglanzfotos dampfender Brötchen, die sofort die Assoziation von Frische und Knackigkeit weckt. Beinah meint man schon, den Geruch eines ofenfrischem Brots in der Nase zu haben und der Magen beginnt zu knurren. Fällt der Blick schließlich aufs Etikett, locken die Brötchen dann auch noch mit einem unschlagbar günstigen Preis. 15 Cent für ein Weizenbrötchen. Besser geht es ja gar nicht mehr. Und hastdunichtgesehen wandern die goldgelben Brötchen in den Einkaufskorb. Gerne auch ein paar mehr. Kostet ja so gut wie nix.
In Wirklichkeit kosten die LowBudget-Brötchen jedoch eine ganze Menge. Denn im Grunde sind die „frischen“ Backwaren nichts anderes als Fertigware. Und das geht vorrangig zu Lasten der wenigen Bäckereien, die Brot und Brötchen tatstächlich noch nach traditionellem Handwerk fertigen. Frisch gebacken wird in den Shops, Discountern und den meisten Bäckereiketten nämlich generell nicht.
Was in den „frischen“ LowBudget-Brötchen alles drin ist
Damit die Brötchen in rauen Mengen zum unschlagbar günstigen Preisen angeboten werden können, trickst die Industrie mit allerlei Zusatzstoffen. Im Backgewerbe sind hier insgesamt 200 zugelassen – von der Ascorbinsäure, die für eine längere Lagerfähigkeit und ein besseres Backergebnis sorgt, über Enzyme, die die Backwaren besonders locker machen sollen, bis hin zu Stoffen, die Brot und Brötchen länger haltbar machen. Auch Emulgatoren, Aminosäuren und Verdickungsmittel kommen zum Einsatz.
Die Teiglinge aus diesem industriell gefertigten Teig werden schließlich tiefgefroren und großflächig an die Backshops, Discounter, Supermärkte und Billig-Bäckerketten ausgeliefert. Dort müssen die Backwaren dann nur noch aufgebacken werden und wandern anschließend direkt in den Verkauf.
Wie findet man einen Bäcker, der noch traditionell backt?
Zugegeben, auch Bäckereien greifen heutzutage vermehrt auf Zusätze und Backmischungen zurück. Sonst könnten sich viele Bäckereien gar nicht mehr neben den LowBudgets-Shops behaupten. Die Bäcker, die nach wie vor nach traditionellem Handwerk backen, gibt es aber glücklicherweise durchaus noch.
Wer sich auf die Suche nach einem traditionellen Bäcker in seiner Umgebung machen möchte, dem kann ich den Bäckerfinder auf der Website des deutschen Brotinstitus ans Herz legen. Auf einer interaktiven Karte, kann man sich dort Bäckereien direkt in der Umgebung anzeigen lassen. Inklusive Adresse und Link zur entsprechenden Internetseite.
Bei mir in der Nähe wäre beispielsweise die Bäckerei Berroth ein guter Kandidat. Auf der Website verspricht die Bäckerei, dass das Backen ohne chemische Zusätze und Konservierungsstoffe eine Selbstverständlichkeit ist. Auch die Verwendung von Zutaten aus der Region und eine lange Teigführung ist in dieser Bäckerei völlig normal. So wird beispielsweise der Weizensauerteig selbst angesetzt und volle 36 Stunden gelagert, damit sich mehleigene Enzyme bilden können und keine zugekauften Enzyme nötig sind. Sogar Führungen durch die Backstube bietet diese Bäckerei an und zeigt sich damit überraschend transparent. Find ich super!
Qualität hat ihren Preis
Natürlich haben Brötchen, die auf traditionelle Weise hergestellt werden, einen deutlich höheren Preis, als die Varianten der Bäckereiketten, Discounter und Backshops. Dieser Preis ist aber auch absolut gerechtfertigt und trägt dazu bei, dass gewachsene Traditionen auch in der heutigen Zeit bestehen können.
Gerade in Zeiten, in denen eine bewusste Ernährung immer mehr in den Fokus rückt und die Menschen Unmengen Geld für Gesundheitsprodukte verpulvern, finde ich es wichtig, traditionelles Handwerk wieder zu unterstützen. Traditionsbäcker zeigen, dass es auch heutzutage ohne Zusatzstoffe gehen kann und legen viel Liebe und Herzblut in Ihre Produkte. Wenn wir das nicht würdigen, gibt es bald schon nur noch Backwaren aus Fertigmischungen, gepimpt mit jeder Menge Zusatzstoffe und aufgebacken in anonymen Backautomaten. Und mal ehrlich, wer will denn sowas?
Was ist eure Meinung zu diesem Thema? Kauft ihr Brot beim Discounter oder in Backshops? Oder backt ihr euer Brot vielleicht sogar konsequent selbst? Lasst uns doch mal darüber reden!
3 Comments