Es tut sich was in Sachen Umweltschutz. In New York, in Berlin, in Stuttgart und jetzt auch in meiner kleinen Heimatstadt, dem beschaulichen Schwäbisch Gmünd auf der Ostalb. Ein Pfandsystem mit Mehrwegbehältern sollen wir bekommen. Für den Handel und für die Gastronomie. Damit umweltschädliche Einwegprodukte der Vergangenheit angehören und die To-Go-Kultur endlich nachhaltiger wird.
Nachhaltigkeit für To-Go-Produkte
Prinzipiell ja eine feine Sache. Zum Beispiel beim Metzger. Dort werde ich regelmässig angezickt, wenn ich mit meiner mitgebrachten Tupperdose vor dem Tresen stehe. Ein Fest für alle Verkaufsmitarbeiter, die sonst nichts zu sagen haben und mir in einem Anflug von Überheblichkeit mit erhobenem Zeigefinger was von Hygieneverordnung erzählen. Oder beim Pizzaservice, wenn ich meine Nudeln mal wieder in der Aluschale geliefert bekomme.
Pfandbasierte Mehrwegbehälter können dazu beitragen, das Müllproblem im Handel und der Gastronomie zu lösen. So weit, so gut…Was die Pfand-Mehrwegbehälter freilich aber nicht lösen können, ist das Grundproblem an sich: Nämlich die To-Go-Kultur selbst. Und die Tatsache, dass uns eben diese um wertvolle Qualitytime bescheisst.
Möglichst viel in möglichst wenig Zeit
Heutzutage nimmt sich kaum jemand noch Zeit. Für nichts. Nicht fürs Essen, nicht fürs Trinken und meist auch nicht für sich selbst. Wir hetzen durch unseren Alltag, als wäre der Teufel persönlich hinter uns her und alles läuft irgendwie nebenbei. Der Latte Macchiato vom Bäcker auf dem Weg zur Arbeit, das Sandwich aus dem Supermarkt im Zug, nebenbei werden noch schnell die Mails beantworten und die Einkaufsliste muss ja auch noch kurz geschrieben werden. Alles, damit wir möglichst viel in möglichst kurzer Zeit erledigt bekommen und irgendwann am Abend endlich den wohlverdienten Feierabend haben. Den wir dann natürlich nicht genießen können, weil uns der Tag so sehr gestresst hat.
Die To-Go-Kultur hat uns vergessen lassen, wie wichtig die kleinen Auszeiten im Alltag sind. Sich einfach mal ins Café setzen, das Handy weglegen, beobachen, was um einen herum so passiert und dabei einen Cappuccino geniessen. Aus der Porzellantasse. Mit einem leckeren Keks dabei. Oder nach Feierabend gemeinsam zu kochen, anstatt sich einfach irgendwas liefern zu lassen und schweigend auf dem Sofa die Pizza zu verdrücken. Mit Netflix-Berieselung.
Wir meckern auf hohem Niveau. Über unseren Zeitdruck, über den Stress. Darüber, dass wir viel zu viel auf einmal erledigen müssen, dabei dem Burnout gefährlich nahe sind und eigentlich schon nicht mehr können. Und dabei merken wir nicht, dass wir an unserem Stress eigentlich selber schuld sind.
Leb doch mal wieder
Vielleicht sollten wir den nächsten Coffee-To-Go also doch mal wieder gegen einen Besuch im Café eintauschen. Trotz umweltfreundlichen Pfandlösungen. So richtig altmodisch. Vielleicht sogar mit einem guten Buch. Und dann einfach mal ein wenig die Zeit vertrödeln. Nicht, weil wir zu viel davon haben, sondern weil Zeit vertrödeln schön ist. Man nennt das LEBEN!
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