Wenn mir eines ganz extrem gegen den Strich geht, dann ist es unnötige Lebensmittelverschwendung. Ich weiss ja nicht, wie es euch geht, aber in meiner Familie wurde uns Kindern noch vermittelt, dass ein sorgsamer und nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln sehr wichtig ist. Und vor allem auch, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, so viel Essen auf dem Tisch zu haben, wie es mittlerweile der Fall ist.
Oppa-Omma-Style
Denkt doch an die Zeit, als eure Großeltern Kinder waren. Damals war die ständige Verfügbarkeit industriell hergestellter Lebensmittel noch lange nicht gegeben. Man konnte nicht jeden Tag zum Supermarkt rennen und einkaufen, was man für die nächsten 1-2 Tage brauchte. Statt dessen war selbst anbauen und Vorratshaltung angesagt. Unsere Großeltern verbrachte Tage auf dem Acker und im Gemüsegarten. Es wurde Marmelade gekocht, Obst und Gemüse eingemacht und man konservierte sogar Fleisch und Fisch selbst.
Der Keller meiner Uroma war beispielsweise immer das reinste Paradies an eingemachten Lebensmitteln- fast schon wie ein kleiner Supermarkt. Und weil darin alles selbst gemacht war, war auch der Respekt vor den Lebensmitteln enorm. Nichts wurde verschwendet und wenn auf der Marmelade ein kleines bisschen Schimmel drauf war, dann wurde das abgekratzt und der Rest trotzdem gegessen.
Der MHD-Irrsinn
Heutzutage sieht die ganze Sache leider ein wenig anders aus. Jedes Lebensmittel muss inzwischen mit einem Mindesthaltbarkeitsdatum versehen sein – selbst solche Dinge wie Mehl, Zucker und Salz. Beinahe so, als wären wir zwischenzeitlich zu dumm geworden, verdorbene Lebesnmittel zu erkennen. Und vielleicht sind wir das wirklich. Man braucht sich nur einmal anzuschauen, wieviele Lebensmittel nur wegen eines abgelaufenen MHDs weggeworfen werden.
Ich kenne Leute, die bekommen schon 2-3 Tage vor Ablauf des MHD eine solche Paranoia, dass sie einen Joghurt lieber gleich ungeöffnet wegwerfen, anstatt einfach mal zu schauen und zu probieren. Vorsichtshalber! Man könnt sich ja .. ähm.. ja was eigentlich? Den Magen verderben?
Back to the roots – sehen, riechen, schmecken
Ich persönlich gebe ja nicht wirklich viel auf das aufgedruckte Mindesthaltbarkeitsdatum. Diese Datum heisst nichts anderes als „MINDESTENS haltbar bis“… Und dies wiederrum bedeutet schlichtweg, dass Qualität, Konsistenz und Aussehen bis zu diesem Datum garantiert einwandfrei sind. Ein abgelaufenes Mindesthaltbarkeitsdatum bedeutet NICHT, dass das Lebensmittel ab exakt diesem Datum nicht mehr genießbar ist.
Wir Menschen haben feine Sinne und ein gutes Erinnerungsvermögen. Wir wissen, wie ein Lebensmittel auszusehen hat, welche Konsistenz es haben muss und wie es riechen und schmecken sollte. Und solange es genauso aussieht, riecht und schmeckt, wie es sein soll, kann man es auch essen. Selbst mit abgelaufenem MHD!
Ein Appel für mehr Entspanntheit
Macht euch doch alle mal ein bisschen locker.
Bevor ihr abgelaufene Lebensmittel, bzw. Lebensmittel mit ablaufenem MHD (ja das ist ein Unterschied!) einfach so wegschmeisst, schaut doch bitte vorher nach, ob man es nicht vielleicht doch noch ganz normal essen kann. Und habt um Gottes Willen keine Angst davor, Dinge mit abgelaufenem MHD noch zu essen. Wenn sie nicht mehr gut sind, werdet ihr das rechtzeitig merken!
Ich habe schon Joghurt gegessen, der bei dem das MHD länger als 2 Monate vertrichen war, BBQ-Saucen bei denen über ein halbes Jahr vorbei war und mein Grape-Jelly aus dem USA-Urlaub hat MHD 07/2013 und ist heute noch einwandfrei in Ordnung.
Resteverwertung Olé
Die Angst vor einem abgelaufenen Mindesthaltbarkeitsdatum lässt sich übrigens ganz einfach vermeiden. Das Zauberwort lautet „Resteverwertung“. Wenn ihr versucht, nur die Lebensmittel einzukaufen, die ihr auch verbrauchen könnt, und etwaige Reste konsequent verbraucht, dann braucht ihr euch über abgelaufene Lebensmittel in der Regel keine Sorgen machen.
Hier meine Lieblings-Resteverwertungs-Rezepte:
- One-Pot-Hähnchen-Curry
- Schinken-Gemüse-Enchiladas
- Gebackener Feta mit Grillgemüse
- Pulled Pork Quesadillas
- Couscous-Salat mit Grillgemüse
It´s your turn
Und jetzt seid ihr dran. Wenn ihr künftig wieder mal ein abgelaufenes Lebensmittel in eurem Kühlschrank findet, dann schaut es euch an. Riecht daran, probiert ein bisschen und wenn es noch gut schmeckt und normal aussieht, dann esst es! Ich will nie wieder unnötig weggeworfene Lebensmittel sehen *Fingerheb* ;)
P.S. Eine Ausnahme gibt es natürlich. Und zwar alle Produkte, die ein „Zu verbrauchen bis“-Datum haben (z.B. Fleisch). Diese entsorgt ihr bitte sofort, wenn das Datum abgelaufen ist.
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