In meinen letzten beiden Beiträgen zur FlyLady Methode habe ich schon jede Menge rund um das FlyLady System erklärt: Im ersten Beitrag ging es um die grobe Übersicht der Methode an sich. Im zweiten Beitrag habe ich die BabySteps erklärt und gezeigt, wie man diese zu Routinen kombiniert. Vielleicht hast du die ersten Routinen (zumindest ein paar Teile davon) ja bereits in deinen Alltag integriert. Falls ja – Super! Ich hoffe, dass du damit schon erste Erfolge erzielen konntest.
Im heutigen Beitrag steigen wir ein Stück tiefer in die FlyLady Methode ein. Wie bereits erwähnt, sind die BabySteps mit den Routinen ja lediglich die Basis, auf der das gesamte System aufbaut. Sie dienen dazu, eine erste Grundstruktur zu aufzubauen, täglich ein Mindestmaß an Ordnung zu schaffen (und zu halten) und das Bad und die Toilette täglich sauber zu halten. Der nächste Schritt ist die Einführung eines Tagesfokus.
Der Tagesfokus
Beim Tagesfokus handelt es sich grob gesagt um Aufgaben, die im Familiealltag regelmässig anfallen, die man aber meist irgendwie so nebenher macht. Beispielsweise das Planen von Mahlzeiten oder das Einkaufen. Um dem Ganzen ein wenig mehr Struktur zu geben, werden diese Aufgaben im FlyLady System jeweils einem bestimmten Tag der Woche zugeordnet und sollten – einmal fest zugeordnet – möglichst immer am selben Wochentag erledigt werden. Daraus resultiert dann nach einiger Zeit wieder eine Routine. Im Original-System sieht die Verteilung des Tagesfokus so aus:
- Montag: Home Blessing
- Dienstag: Plan & Play
- Mittwoch: Anti-Prokrastination
- Donnerstag: Erledigungen außer Haus
- Freitag: Purse & Car
- Samstag: Family & Friends
- Sonntag: Renewing & Selfcare
Bevor ich die einzelnen Tage genauer erkläre, möchte ich aber darauf hinweisen, dass es sich hier ausdrücklich nicht um ein in Stein gemeißeltes System handelt. Die einzelnen Aufgaben des Tagesfokus müssen nicht zwangsläufig an den Tagen stattfinden, zu denen Marla Cilley sie zugeordnet hat. Schließlich ist jeder Haushalt individuell. Damit das Ganze funktioniert, ist es wichtig, dass man sich die Aufgaben so legt, wie sie am besten in die eigene Alltagsstruktur passen. Bei mir passt es zufälligerweise genau mit der Original-Reihenfolge. Wenn man aber beispielsweise Montags seinen Großeinkauf macht, dann ist es durchaus sinnvoll, die einzelnen Aufgaben im Tagesfokus anders zu verteilen.
Schauen wir uns jetzt die einzelnen Tage aber erst einmal genauer an. Ich starte mit dem „Weekly Home Blessing“, denn das ist die größte und umfangreichste Tagesaufgabe. Und die, die in der Regel am meisten Fragen aufwirft.
Das Weekly Home Blessing – Dauer ca. 60 Minuten
Auf Deutsch übersetzt bedeutet „Weekly Home Blessing“ in etwa „wöchentliche Haussegnung“. Ein sehr abstrakter Begriff, mit dem man in Deutschland eher weniger anfangen kann und den viele deshalb ganz banal als „Wöchentlichen Hausputz“ bezeichnen. Das wird dem Home Blessing tatsächlich aber nicht ganz gerechet, denn es geht hier um viel mehr als um das reine Putzen.
Beim Home Blessing kümmern wir uns liebevoll um unser Zuhause und sorgen für eine gemütliche, heimelige Atmosphäre. Das hat fast schon eine Tendenz in Richtung Hygge. Wir betrachten den Hausputz dabei nicht als lästige Aufgabe, sondern als Pflege für einen ganz besonderen Ort.
Der Clou dabei: Obwohl beim Home Blessing das ganze Haus einmal durchgeputzt wird, soll das Ganze nicht den Zeitrahmen sprengen. Deshalb setzt die FlyLady Methode in ihrem Tagesfokus dafür einen festgesteckten Zeitrahmen fest. Das gesamte Home Blessing wird in einzelne Aufgaben unterteilt und diese werden dann jeweils in 10-Minuten-Intervallen (mit Timer!) abgearbeitet. Die einzelnen Aufgaben sehen wie folgt aus:
- Oberflächen abstauben und wischen
- Spiegel, Türen und Steckdosen putzen
- Böden saugen
- Böden wischen
- Papierkram sortieren
- Mülleimer leeren
Die Original Home-Blessing-Liste enthält zusätzlich noch den Punkt „Bettwäsche wechseln“. Den lasse ich persönlich weg, da ich meine Bettwäsche nicht wöchentlich wechsele. Bei mir findet der Wechsel einfach nach Bedarf statt.
Nur 10 Minuten pro Aufgabe? Und wenn ich nicht fertig werde?
FlyLady setzt beim Tagesfokus / Home Blessing tatsächlich nur 10 Minuten pro Aufgabe an. Ist der Timer abgelaufen, hört man auf. Selbst wenn man mit der Aufgabe noch nicht ganz fertig ist. Das ist aber auch gar nicht schlimm, denn dadurch, dass man das Home Blessing konsequent einmal die Woche erledigt, benötigt man für die einzelnen Aufgaben auch von Woche zu Woche weniger Zeit. Bestes Beispiel ist das Leeren der Mülleimer und das Putzen von Türen, Spiegeln und Lichtschaltern. Beim ersten Mal Home Blessing habe ich für alle Türen und Spiegel noch die vollen 10 Minuten gebraucht. Mittlerweile schaffe ich es locker in fünf. Gerade Türen, Lichtschalter und Spiegel werden innerhalb einer Woche nicht wieder so schmutzig, dass man dafür immens lange braucht.
Wichtig ist beim Home Blessing (und für die Einhaltung des 10 Minuten Timers) übrigens auch, dass man sich nur auf die Räume konzentriert, die täglich genutzt werden. Also Wohn-/Esszimmer, Küche, Bad, Toilette, Schlafzimmer, Kinderzimmer etc. – Abstellräume, Keller, Terassen, Balkone und ähnliches sind nicht Bestandteil des Home Blessing. Es wird auch nur grob gestaubsaugt und gewischt. Keinesfalls soll mal hier penibel in die Ecken gehen oder gar großartig Schrubben. Es geht hier wirklich nur darum, grob sauber zu machen. Alles was tiefer geht, ist dann später mit der Zonenreinigung dran.
Mein persönlicher Home Blessing Tipp
Ich persönlich mag es übrigens sehr, das Home Blessing am Montag zu machen, weil ich so mit einer grundgereinigten Wohnung in die Woche starte, prima auf diese Grundsauberkeit aufbauen kann und direkt am ersten Tag der Woche den größten Batzen erledigt habe. Für die extra Portion „Blessing“ fülle ich als letzten Schritt dann gerne noch meinen Luftbefeuchter im Wohnzimmer (ich hab den hier: Promed Aroma Diffusor | Amazon Affiliate Link) mit Wasser und einem tollen Aroma-Öl. So habe ich nicht nur eine saubere, sondern eine gut duftende Wohnung und kann es mir nach dem Home Blessing ganz entspannt mit einer Tasse Tee gemütlich machen
Dienstag: Plan & Play Day – Dauer ca. 15 Minuten
Der Plan & Play-Tag ist für sämtliche Planungsaufgaben reserviert. Auf diesen Tag soll man laut der FlyLady Methode alle Aufgaben legen, die irgendwie mit Planung zu tun haben. Beispielsweise das Erstellen von Mahlzeitenplänen, das Schreiben der Einkaufsliste, die Erfassung aller Termine, die in der Woche so anstehen und sämtliche weitere Aufgaben, die man in der kommenden Woche erledigen möchte. Auch die Zahlung von Rechnungen kann man gut auf diesen Tag legen. Man sollte alles in allem aber nicht mehr als ca. 15 Minuten dafür aufwenden. Die Großteil des Tages ist dann für das „Play“ reserviert. Also für alles was Spass macht.
Ich persönlich erstelle am Plan & Play Tag zum Beispiel gemeisam mit meinem Mann unseren Mahlzeitenplan für die Woche. Anschließend schreiben wir unsere Einkaufsliste für den Wocheneinkauf und überlegen, was in der aktuellen Woche noch so alles ansteht. Beispielsweise das Rausstellen der Altpapiertonne, die Entsorgung von Altglas oder das Wegbringen von Altkleidern. Em Ende fasse ich alles auf einem Blatt Papier zusammen und pinne dieses zu meiner FlyLady-Aufgabenliste an den Kühlschrank. So haben sowohl der Mann, als auch ich immer im Blick was ansteht. Der restliche Tag des Plan & Play Day ist dann mehr oder weniger „frei“ für lustige Unternehmungen, besonders lange Gassirunden mit dem Hund, für ein gutes Buch in der Badewanne oder auch für die ein oder andere Stunde „Sims4“ zocken.
Anti-Prokrastination-Day – Dauer ca. 15 Minuten
Hand aufs Herz – wir haben alle irgendwelche Baustellen, die wir bis ultimo vor uns herschieben und bei denen wir uns wirklich nicht dazu aufraffen können, diese zu erledigen. Genau für diese Baustellen ist der Anti-Prokrastination-Tag gedacht. Perfekt für alle Abstellräume, Dachböden, Keller, Garagen… Und mit einem Zeitlimit von nur 15 Minuten so kurz, dass auch jede noch so idiotische Ausrede hinfällig wird.
Am Anti-Prokrastination Tag steht es dir völlig frei, was du mit deinen 15 Minuten anfängst. Überlege dir einfach, was du schon lange mal erledigen wolltest und dann tu es einfach. Oder fang zumindest damit an.
Ich selbst nutze den Anti-Prokrastination Tag gerne für das Umtopfen von Pflanzen oder um mal wieder ein paar Dinge in meinem Abstellraum auszusortieren. Auch das Ausmisten des Kleiderschranks lege ich gerne auf diesen Tag. Und wenn ich einmal eine Aufgabe habe, die ich wirklich nicht gerne machen (Telefonate mit Versicherungen, Zahnarzttermin vereinbaren etc.), dann plane ich mir diese auch immer für den Anti-Prokrastination Day ein.
Durch das Zeitlimit von 15 Minuten, was durchaus überschaubar ist, steigt die Motivation, mit einer ungeliebten Aufgabe überhaupt mal anzufangen. Schließlich weiss man genau, dass man gar nicht fertig werden muss, denn der Anti-Prokrastination Tag kommt ja in einer Woche wieder.
Erledigungen außer Haus – Dauer: So lang wie es eben dauert.
Der vierte Tag (im Original-System und auch bei mir selbst ist es der Donnerstag) wird für alle Aktivitäten genutzt, außer Haus stattfinden. Beispielsweise der Wocheneinkauf, die Besorgung von Geschenken, die Abholung von Rezepten oder Medikamenten, Besuche auf dem Wertstoffhof oder ähnliches.
Ich hole an diesem Tag immer meinen Wocheneinkauf von Rewe ab (seit einiger Zeit bestelle ich meinen Großeinkauf immer online und nutze den Abholservice) und verbinde das Ganze dann mit der Entsorgung von Altglas & Co. Der Vorteil: Ich habe nur einen einzigen Tag pro Woche, an dem ich unterwegs sein muss und erledige direkt alles auf einmal.
Purse & Car Day – Dauer: 15 Minuten
Am Purse (Handtasche) & Car Day kümmert man sich nach der FlyLady Methode um seine Handtasche und das Auto. Man räumt die Handtasche aus, entsorgt den Müll, der sich im Lauf der Woche darin gesammelt hat, sortiert unnötigen Krimskrams aus und räumt alles wieder ordentlich ein. Genauso geht man mit dem Auto vor.
Da ich selber kein Auto habe und sich der Mann um seinen Geschäftswagen alleine kümmert, fällt der Teil mit dem Auto bei mir weg. Dafür beschränke ich mich beim Punkt „Purse“ nicht nur auf meine Handtasche, sondern entrümpele auch den Rucksack, den ich für meinen Weg zur Arbeit nutze und schaue die Hosentaschen aller Hosen durch, die die Woche über getragen wurden und demnächst in die Wäsche müssen. Der große Vorteil dabei: Nie wieder zerfledderte Taschentücher, Bonbons oder Kleingeld in der Waschmaschine.
Den Freitagabend nutzen mein Mann und ich dann übriges noch für einen kleine Bonus: Laut FlyLady soll man diesen nämlich ruhig zur Date Night erklären und es sich richtig gut gehen lassen.
Family & Friends Day
Der Tagesfokus für den Samstag steht im FlyLady System ganz im Zeichen von Familie, Freunden und Unternehmungen. Ausser den täglichen Routinen, die regelmässig ausgeführt nur wenige Minuten dauern, stehen an diesem Tag keine Haushaltsaufgaben an. Man hat quasi frei.
Bevor ich FlyLady für mich entdeckt habe, haben wir den Samstag immer für all die Dinge genutzt, die wir unter der Woche nicht gemacht haben. Großputz, Kehrwoche, Wocheneinkauf, etc.. Dafür ging mindestens der halbe Samstag drauf und das Wochenende war schneller vorbei als wir schauen konnten. Mittlerweile sehen unsere Samstage ganz anders aus und sind richtig schön entspannt.
Nach dem Aufstehen gehen wir eine große Runde mit dem Hund raus. Dabei schauen wir beim Bäcker vorbei und kaufen frische Brötchen fürs Frühstück. Anschließend besuchen wir meine Schwiegermama und trinken einen Kaffee. Danach wird gemütlich gefrühstückt. Der Rest des Tages ist dann frei und jeder kann machen was er möchte. Lesen, Malen, Blogposts vorbereiten, PlayStation spielen, Filme schauen, im Schrebergarten buddeln…
Der Samstagabend ist bei uns inzwischen für Freunde reserviert. Fast jede Woche veranstalten wir einen Spieleabend und spielen Escape Room Games oder Detektivspiele (sehr empfehlen kann ich hier Vandetta vom Noctis Verlag, The Heist von Idventure – bzw. die Idventure Games allgemein und die Exit Games Reihe. Sehr gut ist hier zum Beispiel der Friedhof der Finsternis | Alle Links sind Amazon Affiliate Links). Der Clou an den Spieleabenden: Früher musste ich oft auf den letzten Drücker noch schnell die Toilette putzen oder im Wohnzimmer klar Schiff machen bevor unsere Freunde bei uns angekommen sind. Dank dem FlyLady System fällt das komplett weg, denn es ist so oder so immer sauber und aufgeräumt. Auch spontaner Besuch zwischendurch ist damit überhaupt kein Problem mehr.
Renewing & Selfcare
Sonntags stellt das FlyLady System den Menschen an sich in den Fokus. Der Sonntag soll der ruhigste Tag der Woche sein und dazu dienen, zu relaxen und richtig aufzutanken. Ausser den täglichen Routinen fällt im Haushalt deshalb wieder nichts an und man kann sich ganz auf sich selbst konzentrieren.
Ich nutze den Tag am liebsten um gemütlich auszuschlafen, in der Badewanne zu relaxen und um mich gemeinsam mit meinem Mann auf dem Sofa einzuigeln und Filme zu schauen.
Das bedeutet der Tagesfokus für mich
Zugegeben, die ersten paar Wochen hat es sich merkwürdig angefühlt, bestimmte Tätigkeiten auf bestimmte Tage zu legen und ich war mir erst nicht ganz sicher, ob ich so wenig Flexibilität überhaupt möchte. Nachdem ich den Tagefokus aber erst einmal ein paar Wochen lang ausprobiert hatte, habe ich schnell gemerkt, wie super entspannt diese Methode ist. Montags alles putzen, Dienstag Mahlzeiten und Einkäufe planen, Mittwoch irgendwas erledigen, was immer aufgeschoben wird, Donnerstag Einkaufen und Besorgungen, Freitag ums Auto und Taschen kümmern und dann ist Wochenende. Richtiges Wochenende mit jeder Menge Zeit für Familie, Freunde und Selfcare.
Den Tagesfokus möchte ich mittlerweile nicht mehr missen, denn er gibt meinem Alltag Struktur und motiviert mich. Dadurch, dass ich die Aufgaben des Tagesfokus an meinen Kühlschrank hänge, brauche ich auch nicht groß drüber nachzudenken, was an den einzelnen Tagen ansteht. Ich schaue drauf, habe alles direkt im Blick und jeder Haken dran fühlt sich wie ein kleiner Sieg an.
Das FlyLady-System – So geht´s weiter
In einem meiner nächsten Beiträge zum FlyLady-System werde ich meine ganz persönliche FlyLady Woche genauer vorstellen. Damit du ein Gefühl dafür bekommst, wie das Ganze in der Praxis aussieht. Im nächsten Beitrag wird es aber erst einmal um die Zonenreinigung gehen. Ich zeige dir, was damit genau gemeint ist, was dabei zu beachten ist und wie du die Zonen für dich am Besten zusammenstellst. Falls du bis dahin Fragen hast oder irgendetwas noch genauer erklärt haben möchtest, ab in die Kommentare damit.
15 Comments