Um unser Klima steht es ganz schön schlimm. Das wissen wir alle. Und nicht erst seit dem Rezo-Video und dem Debakel rund um die Europawahl. Auch wissen wir alle, dass dringend etwas getan werden muss, damit diese Welt noch zu retten ist. Das Problem bei der ganzen Sache: Kaum einer fühlt sich verantwortlich und kaum einer will selbst den Arsch hochbekommen. Schuld sind schließlich die anderen. Oder?
Heute hat unsere örtliche Links-Fraktion im Gemeinderat das Ausrufen des Klimanotstands in unserer Stadt beantragt. Die Pressemeldung dazu lautet wie folgt:
Schwäbisch Gmünd. Bis 2036 soll sich die Erde um maximal 1,5 Grad erwärmen – so will es das Pariser Klimaabkommens. Damit das klappt, müsse es Maßnahmen gegen die Erderwärmung auf kommunaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene geben, sagt Sebastian Fritz, Fraktionsvorsitzender der Linken im Gemeinderat. „Die Situation wird dringend. Der Klimawandel hätte sich längst in politischen Entscheidungen niederschlagen müssen“, sagt Sebastian Fritz. In einem Schreiben an Oberbürgermeister Richard Arnold beantragen die Linken, dass der Gemeinderat die „Resolution zur Ausrufung des Klimanotstands“ unterstützt, den Klimanotstand ausruft. Die Fraktion bittet den OB, den Antrag auf die Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung zu setzen. Was besagt die Resolution? „Sie verpflichtet den Gemeinderat dazu, beschlossene Maßnahmen auf die Klimaverträglichkeit zu überprüfen“, erklärt Sebastian Fritz und nennt ein Beispiel: Das Pflegeheim Schönblick plane eine Erweiterung. Dazu solle eine Waldfläche auf dem Rehnenhof abgeholzt werden. „Mit Berücksichtigung der Resolution sollte der Gemeinderat das Vorhaben noch mal hinterfragen“, meint Fritz. Eine Waldfläche dauerhaft zu versiegeln, ist seiner Meinung nach nicht mehr zeitgemäß. „Vor allem nicht nach dem Starkregenereignis im Taubental im Mai 2016.“ Die Kommunalwahl in Schwäbisch Gmünd habe gezeigt, dass den Bürgern der Klimaschutz wichtig ist, sagt Fritz weiter. „Deswegen muss eine klimaverträgliche Stadtpolitik her.“ Der Gemeinderat müsse sich Gedanken über das Klima in der Stadt und den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und der Radwege machen. Auch die Themen Bauen und Stadtgestaltung seien wichtig. „Wir müssen etwa hinterfragen, ob Einfamilienhäuser noch zeitgemäß sind“, sagt der Stadtrat der Linken.
http://www.linke-gd.de
Schuld sind doch die anderen.. oder?
Kaum hat die regionale Zeitung über den Antrag berichtet (den ich btw. MEGAGUT finde) und kaum war der Artikel dazu in den sozialen Medien online, ist genau das passiert, was zu erwarten war. Ein wütender Mob hat die Antragsteller als geisteskrank bezeichnet, den Klimawandel geleugnet (O-Ton: Der Klimawandel hat natürliche Ursachen!), Arbeitsplätze bedroht gesehen und die Verantwortung für die Zukunft der Erde allen anderen in die Schuhe geschoben (solange China so weitermacht wie bisher, können wir hier in Deutschland ja auch nix ändern).
Wie kann man nur so sehr den Kopf in den Sand stecken?
Ganz ehrlich Leute? Wenn ich so etwas lese, möchte ich einfach nur noch kotzen. Dieses „wir können ja nix ändern“ und „wir sind nur kleine Fische, das bringt doch sowieso nix“ – ist einfach lächerlich und geht mir so richtig gegen den Strich. Klimaschutz geht jeden einzelnen von uns etwas an und nur weil das CO2 in anderen Ländern noch fröhlich rausgeballert wird, ist das für uns hier in Deutschland kein Freibrief, den Kopf in den Sand zu stecken und so zu tun, als wären wir blind.
Wozu gibt es ein Klimaabkommen? Wozu wurden in der Politik Klimaziele definiert? Und wie bescheuert muss man eigentlich sein, Politiker als geisteskrank zu bezeichnen, nur weil sie die Einhaltung der Klimaziele fordern? Kann einem die Welt wirklich so sehr egal sein?
Anstatt zu maulen, sollten wir uns lieber ein Beispiel an anderen Städten nehmen. Konstanz hat zum Beispiel schon vor etwa einem Monat den Klimanotstand ausgerufen. Dort geht sogar der Bürgermeister mit gutem Beispiel voran und verzichtet neuerdings auf seinen Dienstwagen. Auch in vielen weiteren Städten wie Erlangen, Kiel und Münster klappt das Ganze hervorragend. Sogar weltweit. Zum Beispiel in Basel, London, Vancouver und Los Angeles. Nur bei uns Schwaben, da wird wieder gebruddelt und die Schuld auf andere geschoben. Und sonntags fährt man dann mit dem dicken Benz zur Remstalgartenschau.
Toll macht ihr das liebe Gmünder… Aber bitte nicht rumschreien, wenns in 50 Jahren keine Gärten mehr zum anschauen gibt!
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