Die Tür zur Küche öffnete sich und er kam langsam vom Balkon herein. In der Hand balancierte er zwei leere Schüsseln, die er sogleich scheppernd in die Spülmaschine verfrachtete. „Also das war ja grad ein bisschen merkwürdig“ sagte er zu seiner Frau, die mit beiden Händen tief in der Schüssel mit der Semmelknödelmasse steckte. „Die große Schüssel war ganz warm“. „Welche Schüssel?“ meinte sie und schaute ihn fragend an. „Na die Reste-Schüssel“ gab er zurück. „Die, die ich gerade raus zum Biomüll gebracht habe“. Ihr Herz setzte einen Moment aus und ihr schwante böses. Mit unguter Vorahnung blickte sie auf den Platz neben dem Kaffeeautomaten, wo sie erst ein paar Minuten zuvor das angeschmorte Gemüse für den Sonntagsbraten hingestellt hatte. Der Platz war leer. Und langsam dämmerte es ihr, dass es diesen Sonntag wohl nicht den geplanten Rinderschmorbraten geben würde…
Kochen mit Hindernissen
Falls ihr jetzt denkt, ich habe mir hier nur eine lustige Geschichte ausgedacht, um einen tollen Aufmacher für meinem heutigen Rezept zu haben, dann täuscht ihr euch gewaltig. Das Debakel mit dem Gemüse im Biomüll ist nämlich exakt so passiert. Und zwar ein einem Herbsttag, der so wunderbar golden begonnen hatte, dass man niemals etwas böses erwartet hätte.
Niemals Gemüse in die Ecke stellen, wenn der Mann in der Nähe ist
Eigentlich wollte ich die angebratenen Karotten, den Sellerie, den Lauch und die Zwiebeln nur ganz kurz bei Seite stellen, während ich das Fleisch holte, welches als nächstes in den Bräter wandern sollte. Ein wunderbares Stück Rinderbraten. Die kurze Zeit, die ich meinem Gemüsen den Rücken kehrte, reichte Dirk allerdings tatsächlich aus, um es für Biomüll zu halten und wegzuwerfen.
Improvisation ist alles
Tja und da hatten wir den Salat. Bzw. das Gemüse im Biomüll. Was ein Glück, dass ich in der Küche flexibel bin und gerne improvisiere. In meinem Vorrat fand ich noch ein paar Karotten, Zwiebeln und Pilze und so gab es am Ende keinen ganzen Rinderbraten mit Schmorgemüse, sondern ein Boeuf à la bourguignonne (Rind auf Burgunder Art). Und mal ehrlich: Geiler wär mein Rinderschmorbraten sicher auch nicht geworden!
Boeuf a la bourguignonne
Ingredients
- 600 g Rinderfleisch
- 3 Zwiebeln
- 1 Scheibe Bauchspeck
- 3 Karotten
- 400 g Champignons
- 2 EL Mehl
- 800 ml Rinderfond
- 1 Flasche Rotwein
- 2 Lorbeerblätter
- 1 Büschel Petersilie
- 2-3 Stängel Rosmarin
- Salz
- Pfeffer
- Pflanzenöl zum anbraten
Instructions
- Das Rindfleisch von Fett und Sehnen befreien, in mundgerechte Stücke schneiden und mit einem EL Mehl bestäuben. Die Zwiebel und die Karotten schälen und ebenfalls in gleichmäßige Stücke schneiden.
- In einem großen Bräter ca. 1 EL Pflanzenöl erhitzen, das Fleisch zugeben und stark anschwitzen lassen. In der Zwischenzeit den Bauchspeck in kleine Würfel schneiden.
- Sobald das Fleisch gut Farbe genommen hat, dieses aus dem Bräter holen und bei Seite stellen. Dann den Speck in den Bräter geben und ebenfalls kräftig anbraten lassen.
- Wenn der Speck beginnt, knusprig zu werden, die Zwiebeln und die Karotten zugeben. Alles gut anbraten lassen und dann mit einem guten Schuss Rotwein ablöschen.
- Den Rotwein bei starker Hitze so lange reduzieren lassen, bis er beinahe verkocht ist. Dann nochmals einen Schuss Rotwein zugeben und ebenfalls wieder fast verkochen lassen. Dann den restlichen Rotwein zugeben und den Rinderfond angießen.
- Für die Würze nun die Lorbeerblätter, die Hälfte der Petersilie, den Rosmarin, sowie etwas Salz und Pfeffer zugeben. Alles einmal umrühren, dann den Deckel des Bräters aufsetzen und alles für mindestens 2,5 Stunden bei ca. 110°C Umfluft in den Backofen stellen.
- Während der Garzeit immer wieder die Flüssigkeit im Bräter prüfen. Sollte sie zu sehr verkochen, kann noch mit Gemüsebrühe (notfalls auch Wasser) weiter aufgefüllt werden.
- Nach Ende der Garzeit im Ofen den Bräter wieder auf den Herd stellen und bei schwacher Hitze leicht simmern lassen.
- Nun die Pilze putzen, vierteln und mit in den Bräter geben. Sie müssen nur so lange garen, bis sie weich geworden sind.
- Das Boeuf à la bourguignonne zum Schluß nochmal mit Salz und Pfeffer abschmecken, die Lorbeerblätter heraus fischen und heiß servieren.
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