Letztes Wochenende irgendwo in der schwäbischen Provinz bei Edeka: Am Eingang hängt ein Werbeplakat für den nachhaltigen Einkauf im Markt. Darauf das Bild einer Mehrwegbox und der Hinweis auf eine Baumpflanzaktion. Pro nachhaltigem Einkauf soll es einen Stempel geben und wenn die Karte voll ist, wird ein Baum gepflanzt.
Ich denk mir so „geile Sache“ und marschiere erstmal in die Gemüseabteilung. Tomaten kaufen. Die packe ich mir, wie immer, in meine mitgebrachte Stofftasche. Danach geht es zur Fleischtheke. Anderthalb Kilo Rinderhackfleisch brauche ich, weil ich mal wieder Freunde zum Grillen eingeladen und Adana-Spieße angekündigt habe. An der Theke bestelle ich mein Hack und sage, dass ich die anderthalb Kilo gerne in einer dieser beworbenen Mehrwegboxen haben möchte. Die Verkäuferin schaut mich an wie ein Auto. Ich weise vorsorglich auf das Plakat am Eingang hin und versuche nochmal zu erklären, was ich will. Sie glotzt weiter dumm.
Von hinten schleicht sich in der Zwischenzeit Verkäuferin Nummer zwei an mich heran. Sie sagt mir, dass ich das Fleisch schon in einer Box bekommen kann, aber dass ich dafür meine eigene Box mitbringen müsste. Ich bin verwirrt. Auf dem Plakat war definitiv eine Mehrwegbox mit Edeka-Logo abgebildet. Außerdem habe ich auch schon diverse Videos gesehen, die zeigen, wie das neue Mehrweg-Boxen-System funktionieren soll. Also Box einmal kaufen, beim nächsten Mal die benutzte Box wieder mitbringen, neue Box mit nach Hause bekommen und Edeka kümmert sich um das Spülen der alten Box.
Eine eigene Box hab ich aber natürlich nicht dabei. Einige frühere Versuche sind jeweils mit dem Hinweis auf die Hygieneverordnung abgewiesen worden und irgendwann hab ich aufgegeben. Die Verkäuferin Nummer zwei weist mich darauf hin, dass mitgebrachte Boxen jetzt neuerdings doch erlaubt sind und ich gerne eine Box aus der Haushaltswarenabteilung benutzen kann. Die müsste ich allerdings schon vorher kaufen. Also quasi Box in der Haushaltsabteilung holen, zur Kasse rennen, bezahlen, mit der Box wieder reinmarschieren, zurück zur Fleischtheke und DANN könnte ich mein Hack in die Box reinbekommen.
Eine neue Box will ich aber nicht extra kaufen. Nicht, nachdem das Plakat so schön die Edeka-Mehrwegboxen beworben hat. Denn irgendwann hat sicherlich auch mein Provinz-Edeka die beworbenen Mehrwegboxen. Und spätestens dann, darf ich garantiert meine eigenen mitgebrachten Boxen wieder nicht mehr nutzen.
Mein Fleisch wandert schließlich schweren Herzens in der üblichen Verpackung in den Einkaufskorb. Und ich bin enttäuscht. Hätte eine schöne Sache sein können mit den Mehrwegboxen. Naja nächstes Mal dann eben. Immerhin gibt es ja gleich an der Kasse noch einen Baumpflanzaktionsstempel für meinen nachhaltigen Einkauf. Wegen den Tomaten im mitgebrachten Stoffbeutel. Also zumindest fast. Den Stempel, sagt man mir, bekommt man nämlich nur, wenn man vorher in der Obst- und Gemüseabteilung ein Stoffnetz gekauft hat. Mit Edeka-Logo drauf. Versteht sich von selbst, oder? Mitgebrachte Beutel gelten auf jeden Fall nicht.
Und das liebe Damen und Herren von Edeka, muss jetzt tatsächlich mal beklatscht werden. Es ist schon enorm clever, wie hier unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeit Umsatz generiert wird. Für mich hat das Ganze auf jeden Fall ein komisches „Geschmäckle“ und irgendwie sieht das so ein klitzekleines bisschen nach greenwashing aus. Wobei, das war gelogen. Sieht für mich sogar ziemlich fett nach greenwashing aus. Und das find ich so überhaupt nicht geil. Ändert das. Bitte. Danke!
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