So lange ich denken kann, sind die Frauen der westlichen Welt dem Schönheitsideal einer verhungernden Barbiepuppe hinterher gerannt. Meine gesamte Kindheit und Jugend war geprägt vom Magerwahn, den die Modeindustrie und die Medien in den 80er und 90er Jahren vorgeben und vorgelebt haben. 90-60-90 als Mass aller Dinge. Und Obenrum gerne auch noch mehr.
Diesem Schönheitsideal habe ich selber ja nie entsprochen. Als Kind war ich spindeldürr, als Teenager moppelig, in meinen 20ern ziemlich normal und jetzt, im wunderbaren Alter von 35 Jahren, ja was bin ich jetzt eigentlich? Normal? Moppelig? Stämmig? Übergewichtig?
I just don´t fucking know it!
Zur Zeit bringe ich (und ja ich verrate das jetzt einfach mal ungeschönt) rund 75 Kilogramm bei einer Größe von 166 cm auf die Waage. Glaubt man den Gesundheitsgurus weltweit, sind das locker 10 Kilo zu viel. Und jedes Mal, wenn ich mir dieser Tatsache bewusst werde, fängt es in meinem Hirn an zu rattern.
Dass ich niemals grazil in Victoria Secret Unterwäsche über einen Laufsteg schweben würde, ist mir schon zu meiner Teenagerzeit klar gewesen. Die bombastischen Figuren der Supermodels habe ich früh als unerreichbares Medien-Ideal abgetan. Gut für hübsche Mode-Magazine, Leinwand und TV-Serien, sexy Gymnasikvideos und ganz sicher auch für den Playboy und sonstige einschlägige Magazine. Im normalen Alltag eher unerreichbar. Trotzdem hat mich die Gehirnwäsche der Medien dran gekriegt.
Diätkarriere wie aus dem Bilderbuch
Meine erste Diät hab ich mit 13 gemacht. Irgendwas mit Apfelessig. Es war furchtbar. Und wirklich gebracht hat es auch nichts. Genausowenig wie die Kohlsuppe, FDH, Schlank im Schlaf, Weight Watchers, LowCarb und – mein letzter Versuch – BodyChange. Trotzdem habe ich immer wieder begeistert „JA JA JA“ gerufen, wenn ein Detlef D! Soost mich sexy machen wollte. Oder wenn mir die Weight Watchers Gurus versprochen haben, ich könnte essen was ich will und würde trotzdem schlank werden.
Die Idiotie, der ich dabei über die Hälfte meines bisherigen Lebens auf den Leim gegangen bin: Ich habe immer nur auf andere gehört und nie auf mich selbst. Mein ganzes Leben habe ich rein darauf ausgerichtet, was andere als richtig vorgegeben haben. Was ein Scheiss!
Wieso wollt ihr mich alle ändern?
Ich bin jetzt verdammt nochmal 35 Jahre alt. Aus dem Nichts heraus habe ich zwei wundervolle Blogs aus dem Boden gestampft und inspiriere mit meinen Beiträgen tausende Menschen. Ich habe einen tollen Ehemann, eine schöne Wohnung, meinen eigenen Schrebergarten, wunderbare Freunde/Familie und ich reise an die schönsten Orte dieser Welt. Ich bin auf dem verdammten Jakobsweg nach Santiago gepilgert, ich habe im Barriere Reef geschnorchelt, war in einem Fluß mit Krokodilen baden, bin an Elvis Presleys Grab gestanden und ich habe ein Buch veröffentlicht.
Keine Ahnung, was sich in meinem Leben ändern würde, wenn ich mich dem Schönheitsideal unserer Zeit beuge, 10 Kilo abspecke und mir blond gelockte Extensions über meine Möpse fallen lasse. Und wenn ich ganz ehrlich bin, dann will ich das eigentlich auch gar nicht wissen. Ich habe doch schon ein richtig geiles Leben. Was zum Geier will die Welt also noch von mir?
Um es kurz zu machen: I J U S T D O N `T G I V E A F U C K A N Y M O R E !
Und bevor jemand fragt: Ja ich war im Kino und hab mir Embrace angeschaut (sollte eigentlich jeder mal machen!).
4 Comments