Erinnerst du dich noch an die Weihnachtsfeste aus deiner Kindheit? Diese Vorfreude auf das Christkind? Dieser besondere Winterzauber? Der Duft nach Plätzchen und das „Ahhh“ und „Ohhh„, wenn der geschmückte Tannenbaum endlich aufgestellt war?
Mir sind ja bis heute ganz besonders die Wunschzettel ans Christkind im Gedächtnis geblieben. Die habe ich immer sehr sorgfältig geschrieben und achtsam draußen auf dem Fenstersims vor meinem Kinderzimmer deponiert. Am nächsten Tag waren sie weg und ich wusste, meine Wünsche waren angekommen.
An den Feiertagen ist dann die ganze Familie zusammengekommen. Man ist gemütlich beieinander gesessen, hat hier und da einen Spaziergang unternommen und meine Oma ist nie müde geworden, von den Weihnachtsfesten ihrer Kindheit zu erzählen. Wie sie sich über eine Orange und eine kleine Tafel Schokolade gefreut hat. Und wie sie die Schokolade wochenlang eingeteilt und jeden Tag nur ein kleines Eckchen davon genascht hat.
Heute sitze ich da, an meinem letzten Arbeitstag für dieses Jahr und schwelge mal wieder in Erinnerungen. Und frage mich dabei, was aus dieser herrlichen Zeit geworden ist.
Obst und Schokolade gibt es immer noch. Aber längst nicht mehr als Geschenk zu Weihnachten. An Nikolaus habe ich welche bekommen: Zwei, drei Mandarinen und ganze fünf Nikoläuse. Die stehen noch immer unausgepackt im Schrank. Es ist nichts besonderes mehr. Ich muss mir nichts einteilen. Vermutlich werde ich die Schokomänner irgendwann schmelzen und zum Backen verwenden. So wie die letzten Jahre auch schon.
Heilig Abend und die Feiertage sind auch längst fest eingetaktet. Raclette mit Bescherung bei den Eltern, Grillen mit Bescherung mit der Schwiegermutter, Brunch mit Bescherung bei der Schwägerin und an den Abenden sind die Freunde dran. Die wollen feiern. In der Kneipe… Im Club…
Wann hat Weihnachten seinen Zauber verloren?
Während meine Terminliste für die Feiertage länger und länger wird und ich mich frage, wie ich das alles in ein paar kurze Tage packen soll, werde ich einen Gedanken nicht los: Wann hat Weihnachten eigentlich seinen Zauber so sehr verloren?
War es, als ich erwachsen geworden bin? Mit meinem Auszug zu Hause? Oder nach meiner Hochzeit, als auf einmal zwei Familien unter einen Hut gebracht werden mussten? Oder ist die Industrie schuld? Und die Konsumgesellschaft, die von ihr erschaffen wurde? Seit wann geht es an Weihnachten nur noch darum, sich den Bauch vollzuschlagen, zu trinken, zu feiern und Geschenke auszutauschen, die man eigentlich gar nicht braucht?
Manchmal wünsche ich mir, ich wäre wieder vier und würde mit leuchtenden Augen die Strohsterne am Weihnachtsbaum bewundern. Und mir dabei die Geschichten meiner Oma anhören. Von Orangen und Schokolade, die wochenlang eingeteilt wird.
Vielleicht schreibe ich dieses Jahr ja mal wieder ans Christkind. Und wünsche mir dabei den wahren Geist der Weihnacht zurück. Wer weiss, vielleicht vermisst das Christkind diesen ja genauso wie ich.
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