Digitaler Überfluss & Warum es so schwer ist, digital los zu lassen…

Einen Artikel über digitalen Überfluss erwartet man vermutlich nicht unbedingt von einem Blogger wie mir. Und irgendwie ist das auch verständlich: Ohne die digitale Welt gäbe es uns Blogger schließlich nicht. Wir nutzen die digitalen Medien mittlerweile intuitiv und ganz selbstverständlich: Zur Recherche, zum Planen, zum Schreiben und zum Veröffentlichen unserer Beiträge. Ausserdem für Newsletter, soziale Netzwerke, Apps & Co und natürlich auch zum Austausch mit Lesern, Fans und anderen Bloggern.

Viele von uns Bloggern sind Digital Natives

Als Digital Natives bezeichnet man all die Personen, die bereits komplett in der digitalen Welt aufgewachsen sind. Auch mich selbst würde ich durchaus diesem Personenkreis zuordnen. Im Buch „Born Digital“ von John Palfrey und Urs Gasser wird mit 1980 als ältestem Geburtsjahrgang eine recht deutliche Grenze für diesen Begriff gezogen. Da ich selbst 1982 geboren bin, rutsche ich da gerade noch so rein. Und es stimmt ja auch – ich bin definitiv bereits mit der digitalen Technik aufgewachsen.

Als ich auf die Welt gekommen bin, waren Fernseher schon überall verbreitet – sogar in Farbe. Die CD hat gerade die Schallplatte abgelöst, erste Videorekorder und Spielekonsolen sind auf den Markt gekommen, Walkmans haben die Musik für jeden tragbar gemacht, die ersten Mobiltelefone sind gesichtet worden und gegen Ende meiner Schulzeit kam schließlich den großen Knall: Das Internet ist bei Ottonormalverbraucher angekommen.

Weisst du noch, wann und wo du das erste Mal im Internet warst? Ich kann mich noch ganz genau erinnern: Ich war 15 Jahre alt, besuchte die Realschule und es war bei einer Exkursion zu unserer örtlichen Fachhochschule. Die hatten bereits einen Internetanschluss und unsere Datenverarbeitungs-Lehrerin wollte, dass wir das neue Medium kennenlernen. Obwohl wir damals tatsächlich noch an elektrischen Schreibmaschinen gearbeitet haben, waren wir natürlich nicht von gestern und hatten schon mehrfach von diesem „ominösen“ Internet gehört. Man munkelte, damit könnte man über weite Strecken schriftlich miteinander kommunizieren. Für uns Kids damals natürlich mega interessant. Bei diesem ersten Kontakt mit dem Internet habe ich dann auch direkt einen total lieben Studenten aus Jena kennengelernt. Bei Chat-City. Er hat mir nach unserem Chat eine Postkarte von sich zu Hause geschickt und ich war begeistert. 370 km lagen zwischen uns und trotzdem war plötzlich alles so nah. So begann die Liebe zwischen mir und dem Internet.

Wo Licht ist, ist auch immer Schatten

Im Laufe all der vielen Jahre, die ich das Internet jetzt schon mit großer Begeisterung intensiv nutze, habe ich mir aber irgendwann auch eingestehen müssen, dass leider nicht alles Gold ist, was glänzt. Das Internet ist rasant gewachsen und wächst noch immer in atemberaubender Geschwindigkeit. Mehr und mehr dringt es in unseren Alltag ein und wo es Abläufe erleichtern sollte, macht es uns mittlerweile oft schon Probleme. Die Arbeit im Büro ist ohne Internet beispielsweise undenkbar geworden. Ein Serverausfall? Katastrophe! Durch E-Mails und die damit verbundene ständige Erreichbarkeit sind wir außerdem extrem ungeduldig geworden. Und weil wir alle ungeduldig geworden sind, setzen wir uns selbst auch noch dem Stress aus, alles so schnell wie möglich beantworten und bearbeiten zu müssen.

Eine weiteres Problem des digitalen Lebens ist es, alles und jeden kontrollieren zu können (und oft schon zwanghaft zu müssen). Wir Blogger sind hier ein gutes Beispiel. Wir checken zig mal am Tag unsere Followerzahlen auf Facebook, schauen nach, wieviel Besucher auf dem Blog unterwegs waren und warten sehnsüchtig auf Kommentare und E-Mails. Aber auch andere Gruppen sind davon betroffen. Sportler tracken Ihre täglichen Leistungen über Fitness-Armbänder, Frauen zählen Kalorien in den verschiedensten Apps und Jugendliche starren stundenlang auf den Handybildschirm, weil der Schwarm die WhatsApp-Nachricht zwar gelesen hat, aber einfach nicht antwortet.

Nie war es einfacher, Lebenszeit zu verschwenden

Dank dem digitalen Wandel, verschwenden wir mehr und mehr unsere wertvolle Lebenszeit. Wir hängen in der digitalen Welt ab und merken dabei gar nicht mehr, was in der realen Welt um uns vor sich geht. Ich muss mich da durchaus auch sehr an die eigene Nase packen.

  • Beim Abendessen: Das Handy in der Hand – nur mal kurz die Mails checken.
  • Beim Film schauen auf dem Sofa: Wieder das Handy in der Hand – kurz einen Kommentar auf dem Blog beantworten.
  • Vor dem Schlafen gehen: Nochmals die Mails checken, damit nichts Wichtiges unter geht.
  • Morgens nach dem Aufwachen: Erstmal bei Facebook rein schauen – man will ja nichts verpassen.

Eigentlich will ich das aber gar nicht mehr. Ich möchte meinen Tagesablauf nicht von der digitalen Welt bestimmen lassen. Schon gar nicht, wo doch draussen diese wunderschöne reale Welt auf mich wartet. Als Blogger vermutlich eine utopische Idee, aber ein bisschen was kann ich trotzdem tun, um ein wenig der digitalen Falle zu entkommen. Beispielsweise unnötige Newsletter-Abonnements löschen. Oder digitale Auszeiten schaffen – z.B. beim Essen. Auch gut: Das Handy einfach mal zu Hause liegen lassen. Ganz mit Absicht.

Gute Vorsätze, deren Umsetzung sich durchaus lohnt.. Ich werd´s tun… Ganz sicher… Naja… Vielleicht…. Bis ich das nächste mal mein Handy wieder ganz automatisch in der Hand hab und der digitale Wahnsinn von vorne los geht.


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10 Comments

  1. Thomas Meurer says:

    Sorry, aber das mit dem Jahrgang ’80 halte ich doch für…naja…sehr an den Haaren herbei gezogen.

    Denn wer hat das Internet überhaupt erst hoffähig gemacht? Für mich ist der eigentliche Jahrgang die 70er bis 66er?

    Denn wir :) waren es doch, die erst mal die Home-Computer zu Hause hatten. Per Akustikkoppel in die Mailboxen (das ist kein Mail-Postfach) in Übersee gegangen sind. Man durfte nicht husten, weil sonst die Verbindung abgebrochen ist…

    So, aber nu zum Thema :)

    Es ist soooo schwer sich da selber zu disziplinieren. Gerade für uns Blogger. Und für mich als Fotograf und Blogger extrem schwer. Denn bis auf das Shooting läuft der Rest eben auch alles völlig digital.

    Bildbearbeitung, Kunden die Bilder per Mail senden, Bilder online stellen, auf Feedbacks reagieren etc etc.

    Aber Handys am Esstisch und beim TV gibt es bei uns in der Familie nicht.

    Klar wächst meine Tochter mit allem auf. Und ja, sie hat mit 8 auch schon ihren eigenen PC. Warum, weil sie ihn schon braucht. Die Welt ist nun mal so.

    Ich befürchte es wird alles noch extremer und die Freiräume wird man sich immer mehr hart erarbeiten müssen.

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  2. Tanja says:

    Ein sehr schöner Beitrag.
    Danke schön.
    Und da ich Baujahr ’73 falle ich unter diese Grenze und
    irgendwie geistert mit gerade eine Idee für einen Beitrag im Kopf herum.
    Danke für die Inspiration.
    Sollte ich tatsächlich etwas in diese Richtugn verfassen, erfährst du es natürlich.
    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Mini.Me. says:

      Vielen Dank liebe Tanja <3 Da bn ich ja mal gespannt, was dir noch so zu dem Thema einfällt.
      Alles Liebe
      Mini.Me.

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    2. Tanja says:

      Eine sehr gute Idee.
      Bunter & fröhlicher halte ich für dringend nötig :)
      Gerade wieder einmal heute früh: kurz zu FB geschaut, nach 25 Sekunden entfernt ausgemacht. Zeitunge gelesen und das einzig Positive war; Johnny Depp füttert Fledermausbaby…

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      1. Mini.Me. says:

        Haha das mit Johnny Depp und der Fledermaus hab ich auch gelesen. Fand ich auch ganz süß. Ansonsten war bisher auch alles ziemlich fürn Popo bisher.

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  3. Klaus-Peter says:

    Gerade unter dem Motto „Minimalismus“ bietet sich ein sparsamer Umgang mit dem Netz an – denn Glück ist im Internet nicht viel zu finden – mal ein Glücksmoment, dann und wann. Dass wir als Blogger diese digtale, weltweit zugängliche Bühne mitgestalten, finde ich aber auch wieder wichtig.

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    1. Mini.Me. says:

      Da hast du absolut recht Klaus-Peter. Ich finde es auch toll, dass wir als Blogger die digitale Welt mitgestalten können. Vielleicht können wir so die digitale Welt ein bisschen bunter und fröhlicher machen :)

      10 Comments
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